S5E2 Scuol im Unterengadin: Architektur, Kultur und Natur pur
Shownotes
In dieser Folge von „Überm Berg – eine Reise nach Graubünden“ geht es nach Scuol im Unterengadin: Schriftstellerin Gianna Cadonau spricht über das Rätoromanische, seine Entstehung und die Bedeutung der Sprache bis heute. Außerdem führt die Reise die beiden Hosts, zusammen mit Wasser-Expertin Sabina Streiter, zu einigen der über 40 Mineralwasserquellen in und bei Scuol. Beim Besuch des Dorfkerns steht die traditionelle Architektur der Engadinerhäuser im Mittelpunkt – Architekt Peter Langenegger berichtet über deren Besonderheiten. Ein Besuch im Schweizerischen Nationalpark mit Tamara Estermann, Geoinformation, darf auch nicht fehlen – mit Einblicken in die Landschaft, ihre Geschichte und die Ausstellung „immer wilder“, die 111 Jahre Nationalpark thematisiert.
- Wenn ihr den "Alpine Circle" 2026 selbst erleben möchtet, ist dieses Angebot von ZEIT Reisen das richtige für euch.
- Hier könnt ihr außerem mehr über Scuol, das Unterengadin und mögliche Aktivitäten vor Ort und rundherum erfahren.
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00:00:45: Kalkweiße Häuser, die auf gepflasterten Straßen und um einen Brunnen stehen.
00:00:53: Aus dem plätschert Quell frisches Mineralwasser. Der Blick schweift auf 3000 Meter hohe Berge in der Ferne, die Gipfel noch schneebedeckt.
00:01:05: Auf der Bergspitze verläuft die Parkgrenze. Die kommt diese Flanke nach hinunter. Scuol ist Nationalparkgemeinde. Und in den Ohren liegt ein Gemisch verschiedener Sprachen. Allegra heißt Freue dich ist Ausdruck von Lebensfreude. Und vor 11:00 sagen wir Bunty. Guten Tag. Nach 17:00, sagen wir Buenos Aires. Guten Abend. Und bevor wir zu Bett gehen, sagen wir Buna Nata.
00:01:37: Beine in die Dusche. Also gute Nacht. Schlaf gut und träum süß.
00:01:44: Aber das machen wir noch nicht. Wir sagen Allegra, und zwar in Scuol. Ich bin Jonas. Und ich bin Anna. Und in diesem Podcast folgen wir einem roten Faden der Deutschen Rhätischen Bahn nämlich, die uns durch den grössten Kanton im Südosten der Schweiz fährt. Wir schauen aus dem Fenster, steigen ein und aus. Bei den Highlights des Alpine Circle, einer Rundreise durch Graubünden und euch, nehmen wir mit auf diese Reise.
00:02:17: In der letzten Folge haben wir in der Region Davos Klosters Halt gemacht. In dieser Folge besuchen wir School im Unterengadin. In der nächsten Etappe geht es dann schließlich nach Pontresina im Oberengadin. Es ist dort überall und auf dem Weg zu entdecken gibt. Was Graubünden ausmacht seine Natur, Kultur und Kulinarik. Das hört ihr in dieser Podcast Staffel. Das ist überm Berg. Abschnitt zwei Skol.
00:03:22: School liegt im Engadin, genauer gesagt im Unterengadin und hat so 4500 Einwohnerinnen. Zu Scuol gehören die Gemeinden Ardez an, Guarda und Tarasp. Unseren Besuch in Guhl starten wir mittendrin im unteren Teil des Dorfes, der vom oberen Teil getrennt ist durch eine besonders im Mittelalter wichtige Verkehrs und Handelsstraße. Im historischen Dorfkern treffen wir den Mann, den ihr eben im Intro schon gehört hat.
00:03:56: Es gibt alte Forscher und Reiseberichte, die erzählen, hier im unteren Gediehen hätten die Dörfer ausgesehen wie griechische Insel, Siedlungen.
00:04:08: Santorini in den Bergen. Ja, genau. Das ist. Peter Langenegger. Und Peter führt uns heute durch das Santorini der Berge. Peter ist Architekt und seines Berufs wegen vor 41 Jahren nach Scuol gekommen. Ursprünglich wollte Peter nur fünf Jahre in School bleiben. Das hat nicht so ganz geklappt, denn Peter kann sich sehr begeistern für die Region und vor allem ihre Architektur. Er gibt Führungen durchs Dorf und die Skola Kirchen und ist in der Bau und Planungskommission der Gemeinde.
00:04:38: Aber damit nicht genug. Peter ist auch Präsident des Unteringer Diener Regionalmuseums. Das ist ein altes, aber sehr gut erhaltenes Engadiner Bauernhaus, das man besichtigen kann. Und genau wegen diesen Engadiner Bauernhäuser sind wir hier. Wir machen uns mit Peter also auf den Weg zum Museum und laufen dabei die gepflasterten Straßen entlang, die durch den historischen Dorfkern führen. Und wir halten immer wieder kurz an, denn schon auf dem Weg zum Museum lässt sich einiges über die Geschichte von Scheol, seiner Kultur und Architektur, lernen.
00:05:17: Die vorhin erwähnte Handelsstraße, die durch das Engadin und Cool führt, hat vor einiger Zeit dafür gesorgt, dass es den Menschen hier finanziell ziemlich gut geht. Die haben ja einen grossen Reichtum in dieses Gebiet gebracht.
00:05:36: Die Einheimischen haben an fahrende Produkte verkauft, zum Beispiel Salz. Sie haben aber auch Pferde beschlagen, Wagen geflickt, Übernachtungsmöglichkeiten angeboten oder Mautstellen eingerichtet und dafür einen kleinen Obolus kassiert. Den Reichtum, den sie damit nach und nach erwirtschaftet haben. Den konnte man dem Ort ansehen. Bzw. Man kann das immer noch anhand der Engadiner Bauernhäuser nämlich, die damals gebaut wurden und auch heute noch das Dorfbild prägen. Santorini. Ihr erinnert euch?
00:06:10: Also das ist ein wenn nicht das älteste noch erhaltene Bauernhaus im Engadin wurde bei der Renovation zusammen mit der kantonalen Denkmalpflege wieder in den weiss gekalkten Zustand versetzt, wie es ursprünglich war. Stellt euch alle Häuser in diesen Dörfern genauso vor. Ein Engadiner Haus hat typischerweise dicke Steinmauern aus Naturstein, traditionell weiß gekalkt, mit tiefen kleinen Fenstern, runde Holztore als Eingänge.
00:06:42: Einige haben Obergeschosse aus dunklem Holz, flache Dächer mit schiefer Steinplatten gedeckt. Ein typisches Element ist auch die Bank vor dem Haus. Diese Bänke, die man überall vor den Häusern sieht, auf romanisch Vamporta, der Teil vor dem Tore. Eine wunderbare soziale Einrichtung. Man setzt sich auf diese Bank. Es kommt ein Gast daher. Ein Nachbar, ein Freund. Man unterhält sich. Vielleicht gibt es noch was dazu.
00:07:14: Und früher hat man da die Dorfchronik verhandelt. Natürlich auf diesen Bänken, da war Leben in diesen Dörfern. Die meisten Engadiner Häuser in Scheol sind so um die 400 Jahre alt, sagt Peter. Nach dem 30-jährigen Krieg wurden viele Dörfer hier im Engadin zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Und ihr seht, die Fenster sind unregelmäßig angeordnet. Es gibt keine horizontalen und vertikalen Fensterreihen, die diese Fassaden optisch zerschneiden würden, weil die Idee des Sein Haus ist eine luxuriöse, schützende, bergende Schale, um den Wohnbereich der Menschen zu leben.
00:07:59: Und diese Schale, die wollte man nicht optisch zerschneiden. Durch Fensterbänder, horizontal oder vertikal. Das Weiß der Häuser sagt übrigens auch etwas über die Engadiner selbst aus. Davon ist Peter überzeugt.
00:08:21: Vielleicht wisst ihr, jede Farbe enthält Schwarz. Also hellgelb enthält wenig Schwarz. Dunkelblau enthält viel Schwarz, aber jede Farbe enthält Schwarz.
00:08:36: Und wenn ich jetzt aus einer farbigen Umgebung etwas herausstechen lassen will, zeigen will, mache ich etwas, das praktisch kein Schwarz enthält. Das ist weiß. Als ein weiterer Grund Für die ursprünglich weißen Häuser hier im Engadin, weil die waren stolze Menschen. Die wollten ihr Haus zeigen.
00:08:59: Ja, das haben sie geschafft. Also diese Wissenschaft. Optische Gesetzmäßigkeiten, hell und dunkel, schwarz und weiß. Die hatten das im Blut.
00:09:13: Und die Engadiner Häuser zeichnet noch was aus. Sie sind an der Außenwand, verziert mit sogenanntem Graffito. Graffiti kommt vom italienischen Wort graffiare, das heißt kratzen. Das ist also eine Kratztechnik, die gegen Ende des 17. Jahrhunderts von Italien ins Engadin gelangte. Man trägt dafür auf den Hausmauern zuerst einen grauen, dann einen hellen Putz auf. Während der noch feucht ist, kratzen die Künstlerinnen mit einem Nagel oder Stift die Scavitus in die Wand.
00:09:46: Läuft man durch cool, School entdeckt man ganz unterschiedliche. Diese Wellenlinie um den Eingang und unter dem Dach. In der Fachsprache nennt man das einen laufenden Hund. Diese Dekorationsform und die symbolisierte einmal das Wasser.
00:10:06: Und so konnte man auch den Menschen das Auf und Ab im menschlichen Leben in Erinnerung rufen. An anderen Häusern sieht man zum Beispiel eine liegende Acht oder eine fortlaufende Linie einmal ums Haus. Beides steht für Unendlichkeit oder Sonnenräder, die Fruchtbarkeit und Kreativität symbolisieren. Andere Häuser sind mit Fischen verziert. Denn habt ihr je einen Fisch mit geschlossenen Augen gesehen? Ganz sicher nicht, weil Fische haben keine Augenlider, die können die Augen nicht schließen.
00:10:44: Die haben 24 Stunden pro Tag und sieben Tage die Woche die Augen offen und bewachen die ganze Zeit das Haus. Das ist der Sinn von Fisch da.
00:10:55: Draußen wacht also der Fisch über seine Hausbewohner. Wie die im Innern der Häuser gelebt haben, sieht man auch bei einem Besuch des Engadiner Regionalmuseums noch gut, an dem wir ankommen. Das Museum war früher ein ganz normal genutztes Bauernhaus, und gewohnt haben hier nicht nur dessen menschliche Besitzerinnen, sondern auch ihr Vieh alle unter einem Dach. Das ist das Prinzip. Auch hier, unter diesem Dach, unter dieser Bank gibt es einen weiteren Bogeneingang und das war der Eingang für das Vieh, für die Tiere.
00:11:32: Weil so ab 14 1500 sind sämtliche Teile, die einen Bauernhof bilden, hier im Engadin unter ein Dach zusammengefügt, Mensch und Tier unter dem gleichen Dach und der Stube. Küche und Vorratsraum waren Kellerräume, wo man vor allem Milchprodukte aufbewahrt hat, Käsebrote usw. Heute sind es übrigens hervorragende Weinkeller. Ich spreche aus Erfahrung. Wir machen mit Peter eine kurze Tour durchs Museum und blicken in die voll ausgestattete Küche, besuchen den Weinkeller.
00:12:07: Also Vorratsraum. Ein ehemaliges Schlafzimmer mit aus heutiger Sicht winzigem Bett, das so klein ist, weil die Menschen hier früher sitzend geschlafen haben, erzählt Peter. Aus Angst, sie könnten nicht mehr aufwachen. Und zu guter Letzt schauen wir uns in der gemütlichen Stube um. Eine Art Wohnzimmer mit großem Esstisch und Eckbank, in der Peter seine Führungen normalerweise mit einem Apero verabschiedet. Also man sieht das im Originalzustand. Ich habe schon gehört von Leuten, die haben gesagt, wir haben den Eindruck, der Bauer sei nur gerade zur Tür raus und komme wieder zurück.
00:12:43: Wir lassen das Gebäude effektiv möglichst original. Von der Stube blickt man geradewegs auf einen der vielen Brunnenstuhls, der auf der Mitte des Platzes vor dem Haus steht. Und auch anhand des Brunnens gibt es viel zu erzählen. Zum einen Wir haben ja gehört, dass auch die Tiere in den Häusern waren und deshalb war es für diese Bauersleute absolut zwingend, dass sie von der Stube auf den Brunnen gesehen haben. Deshalb hat man die so angeordnet, sofern es ging.
00:13:15: Aber auch das Wasser, das aus dem Brunnen kommt, ist besonders. Und hier sehen wir drei Wasserhahn an diesem Brunnen aus dem mittleren und aus dem der Herr zu uns schaut, kommt normales Quellwasser raus. Also das Trinkwasser, das wir auch in den Häusern haben und aus dem Hintern echtes Mineralwasser, weil von den über 20 verschiedenen Quellen sind fünf gefasst Und man kann an fünf Brunnen in Schulen direkt am Brunnen Hahn Mineralwasser trinken.
00:13:50: Und zum Mineralwasser von School wollen wir mehr lernen. Wir verabschieden uns deswegen von Peter, der uns für den weiteren Weg durch diese Folge noch was Wichtiges mitgibt. Auf weißen Fassaden gibt es das schönste Licht Schattenspiel. War eigentlich eine sinnliche Veranstaltung und war Ausdruck der Lebensfreude der Engadiner. Und diese Lebensfreude zeigte sich nicht nur in der Gestaltung der Häuser, sondern auch in den Gruß, indem wir uns zwischen 11:00 vormittags und 17:00 nachmittags begrüssen.
00:14:27: Allegra heißt Freue dich ist Ausdruck von Lebensfreude. Wunderschöner Gruß Und vor 11:00 sagen wir Bondy. Guten Tag. Nach 17:00, sagen wir Buenos Aires. Guten Abend. Und bevor wir zu Bett gehen, sagen wir
00:14:50: ab in die Dusche. Also gute Nacht. Schlaf gut und träum süß. Das als Crashkurs in Europa.
00:15:03: Mit immerhin fünf neuen Worten im Wortschatz und kleiner Spoiler Das sollen diese Folge noch mehr werden? Setzen wir unsere Tour durch. Cool. Also fort.
00:15:23: Wir machen uns auf zum Startpunkt für die nächste Etappe, verschieben den Fokus von Häusern zu Brunnen und wechseln die Experten.
00:15:38: Denn mit Mineralwasser kennt sie sich aus. Ich heiße Sabina Streiter. Ich lebe seit 2001 hier im Engadin. Die längste Zeit ihres Lebens war Sabina Streiter, hauptberuflich Kung Fu Trainerin, Trainerin für Qigong, Meditation und Yoga. Die Gesundheit spielt in meinem ganzen Leben schon eine wichtige Rolle. Ich habe dann hier die Mineralquellen entdeckt und meine Faszination dafür.
00:16:08: Ihre Faszination, die kann man deutlich spüren. Also, wenn ich müde bin, wenn ich erschöpft bin, setze ich mich da an die Quelle, trinke meine zwei Glas Wasser und bin gerade wieder gepusht. Das ist kein Spruch. Das ist. Das ist tatsächlich. So! Und an der Faszination wollen wir gerne teilhaben. Wir wollen mehr über die Mineralwasserquellen erfahren, die hier rund um Scuol entspringen. Und deswegen wollen wir mit Sabine genau diese besuchen. Sabina bietet nämlich professionelle Touren entlang der Quellen der Region an, unter anderem aber dazu später mehr.
00:16:46: Wir starten unsere Tour circa 30 Gehminuten vom Bahnhof entfernt.
00:16:54: Wir stehen in einer sogenannten Trinkhalle direkt neben einem Fluss, dem Inn. Ein Stück weiter ein Kurhotel, das Palace, früher Kurhaus Tarasp. Auf der anderen Uferseite steht ein altes Badehaus, das heute als Kulturzentrum genutzt wird. In der Trinkhalle selbst ist ein Brunnen installiert. Aus ihm kommt und das ist jetzt keine Überraschung. Mineralwasser.
00:17:20: Wir sind jetzt hier an der Quelle Mineralquelle, benannt nach der Königin Carola von Sachsen, die wir heute als Influencerin bezeichnen würden. Sie war um 1900 häufig Kurgast hier,
00:17:35: und sie hat für die Mineralquellen hier große Werbung gemacht und deswegen hat man ihr zu Ehren diese Quelle hier, diese Mineralquelle Carola Quelle genannt. Vor Jahrzehnten war die Trinkhalle um die Carola Quelle noch ein Souvenirgeschäft. Wo es alles zu kaufen gab. Ihr seht hier, was es da alles gab. Wir gucken gemeinsam auf die Fotografien, die in der Trinkhalle ausgestellt sind und ihre Geschichte erzählen.
00:18:03: Kaufen konnte man im Souvenirgeschäft. Kunst und Galanterie, Warenhandlungen. Reisebücher und Landkarten, Fotografien. Geschnitzte und gemalte Berner Holzwagen, ja gepresste Alpenblumen. Ellen war eine Serie und kurz waren Parfümerie.
00:18:20: Zigarren, Schokolade. Und eine Leihbibliothek mit 800 Bänden. Und Trinkgläser. Und zwar, um sich Mineralwasser abzufüllen. Denn zu der Zeit, als dieses Souvenirgeschäft hier boomte, hatte der Kurund Bädertourismus Tourismus hier im Spool seine Blütezeit.
00:18:41: Und deswegen war ja auch Carola hier, um Mineralwasser aus Kohle zu trinken und darin zu baden. Das Souvenirgeschäft um die Carola Quelle ist mittlerweile umgezogen. Man kann sich aber auch heute noch Mineralwasser von der Carola Quelle in der Trinkhalle genehmigen. Und die Gäste, die das tun, kommen immer noch. Insgesamt gibt es in Cool über 40 Mineralwasserquellen. Die tragen Namen wie Bonifatius, wie Glotzer oder Lucius.
00:19:12: Erstmals urkundlich erwähnt wurden die schon im 14. Jahrhundert. Anders als die Carola Quelle sind die meisten Quellen sogenannte artesische Quellen, das heißt, sie kommen ganz vereinfacht gesagt, aus eigenem Druck an die Oberfläche. An jeder der schola Mineralwasserquellen gibt es Beschilderungen, an denen man den Mineralgehalt des jeweiligen Legen Mineralwassers ablesen kann. Und wenn ihr bedenkt, dass in der Schweiz ein Mineralwasser ab 1500 Milligramm pro Liter Mineralien als Mineralreich gilt.
00:19:45: Hochmineralisiert haben wir jetzt hier fast 6000 Milligramm pro Liter. Das ist also viel. Das könnt ihr in der Schweiz nirgendwo kaufen.
00:19:58: Nach dem Besuch bei Carola und nachdem wir uns ein bisschen was für später abgefüllt haben, besuchen wir weitere Brunnen und quellen mit Sabine. In Scuol gibt es mehrere Wege, die Besuchende entlang laufen können, den Weg entlang der Quellen zum Beispiel oder die Scuola Brunnen Tour entlang der Dorfbrunnen. Wir laufen mit Sabina los zum Wiebrunnen. Die Quelle entspringt oberhalb am Dorfrand und wird hier schon seit dem 16.
00:20:29: Jahrhundert ins Dorf in den Brunnen geleitet. Ihr seht ganz deutlich. Rötliche Färbung.
00:20:37: Genau. Rotes Eisen. Eisen hat eine besondere Eigenschaft, erklärt Sabine. Es fällt beim Kontakt mit Sauerstoff aus. Das heißt, wenn ihr dieses Mineralwasser abfüllt, dann ist morgen in der Flasche. Unten hat es einen roten Satz von Eisen. Dann ist das Eisen für den Körper nicht mehr verwertbar. Die Bioverfügbarkeit für den Körper ist nur direkt hier an der Quelle. Das ist auch der Grund, warum die Kurgäste, besonders die Frauen.
00:21:08: Bei Schwangerschaften, nach schweren Geburten, nach großem Blutverlust, nach Lebenssituation, aber auch nach schweren Operationen. Warum die Kurgäste hierher reisen mussten, um ihren Eisenhaushalt zu stabilisieren? Ja. Es gab keine andere Möglichkeit. Es gab keine Tabletten, nichts. Und das geht nur direkt an die Quelle. Bei vielen der Brunnen in School fließt Mineralwasser aus einem Wasserhahn und Trinkwasser aus einem daneben. Das ist jetzt Trinkwasser.
00:21:41: Trinkwasser untersteht dem Gesetz für Trinkwasser und Gebrauch. Wasser
00:21:48: für den täglichen Bedarf zur Dusche, Anlagen, Bäder usw ist ein Gesetz für sich. Mineralwasser untersteht der Getränkeverordnung, dem Lebensmittelgeschäft. Das hier ist ein Lebensmittel und das ist Trinkwasser. Und Trinkwasser und Mineralwasser sind zwei unterschiedliche Dinge. Das heißt, ein Trinkwasser wird niemals ein Mineralwasser sein. Und es ist gesetzlich geregelt, was ein Mineralwasser zum Mineralwasser macht. Um in Deutschland ein Mineralwasser mit diesem Namen zu verkaufen, muss man zum Beispiel seine Quelle amtlich anerkennen lassen.
00:22:23: Und es gibt nur sehr wenige Verfahren, die erlaubt sind, um natürliches Mineralwasser zu behandeln. Mit unserem flüssigen Proviant im Gepäck. Gehen wir weiter zum nächsten Brunnen.
00:22:36: Wir gehen jetzt weiter. Zum nächsten Mal. Wasser.
00:22:40: Ich nehme hier noch für dich. Ja, ich auch. Tatsächlich?
00:22:44: Am Brunnen am Kirch Gemeindehaus kann man den Beginn des Kurund Bäder Tourismus nachvollziehen. Sabine erklärt Das hier ist das heutige Kirchgemeindehaus. Das war noch im 18. Jahrhundert das Gasthaus Zum Schwarzen Adler. Und dort haben die Jungen hier aus dem Dorf schon eimerweise das Wasser von der Quelle geholt und haben das hier in Holzbottiche gefühlt. Es wurde erwärmt und so konnten die ersten Kurgäste schon baden. Das waren natürlich alles Wissenschaftler. Ich sage jetzt betont Wissenschaftler nicht, weil es waren Wissenschaftler ja, die im Mittelalter und bis ins 19.
00:23:23: Jahrhundert hierher gewandert sind, um die Mineralquellen auszuprobieren. Und die haben dann hier in diesen Holzzentren gebadet. Und natürlich probieren wir auch dort. Wir gehen weiter. Wir sind hier am sogenannten Eichhörnchenbrunnen. Ich sehe hier das schöne Eichhörnchen, das über die Mineralquelle wacht. Und auch vom Eichhörnchenbrunnen, aus dem das Mineralwasser der Glotzer Quelle fließt, wird ein Schluck genommen. Jawoll!
00:23:54: Mach du auch wieder Eisen! Hier lohnt es sich erst mal zu riechen. Vor allen Dingen, bevor ich trinke. Ja. Deswegen trinke ich. Nicht. Oh ja. Schwefel. Schwefel. Genau. Faule Eier. Ja, Deswegen. Es lohnt sich schon, am Wasser zu riechen, bevor ich es trinke. Ich trinke das jetzt nicht gern. Also, wenn ihr mich fragt. Ja, es ist trinkbar. Wenn ihr mich jetzt fragen würdet, welches ich gar nicht gerne trinke, ist es das hier. Das kann ich mir schon beim Geruch vorstellen.
00:24:26: Ja.
00:24:29: Ja. Aber wir sind jetzt nur fünf Minuten gegangen und es ist ein völlig anderes Wasser. Es schmeckt aber besser, als ich gedacht hätte.
00:24:39: Es schmeckt besser, als es riecht. Es riecht. Ja. Na, immerhin. Vom Eichhörnchenbrunnen aus verlassen wir das Dorf und gehen ein Stück entlang der Glotzer ins Kloster Tobel. Also die Glotzer Schlucht. Und nach nur fünf Minuten machen wir auf Sabines Anweisung Halt. Denn direkt aus dem Felsen links neben uns tropft Mineralwasser. Wir halten unsere Gläser darunter und fangen tropfenweise Quell frisches Mineralwasser auf.
00:25:11: Das ist toll, oder? Es schmeckt lecker. Ja. Das ist jetzt eine von den unendlich vielen Mineralquellen, die hier einfach entspringen. Und hier besonders schön die Quellstufe. Und ihr seht, das ist nicht rot. Die enthält kein Eisen. wissen ja. Und der Geschmack ist wieder sehr weich. Lieblich.
00:25:34: Ja, wirklich lecker. Toll. Das
00:25:40: Mineralwasser kommt mikrobiologisch einwandfrei aus der Erde. Als gefiltert ist. Ja, es kann direkt getrunken werden, so wie wir das jetzt hier machen. Direkt aus dem Felsen. Wir sind jetzt schon ein paar Minuten gelaufen. Zwei, drei. Und es schmeckt wieder ganz anders. Ja, das stimmt.
00:26:05: Das in der Region um Scheol so viele unterschiedliche Mineralwasser Quellen auf engem Raum entspringen. Das hat einen Grund. Und der heißt Unteränger. Diener. Fenster.
00:26:23: Das unter Engadiner Fenster ist, vereinfacht gesagt, ein geologisches Fenster. So eine Art Riss, durch den tiefere Gesteinsschichten sichtbar werden. Und hier, im Unterengadin und um Scheol tritt dadurch der sogenannte Bündnerschiefer zutage. Und aus diesem Bündnerschiefer entspringt das Skola Mineralwasser. Und das entsteht so Regen oder Schmelzwasser dringt durch Brüche, Poren oder andere kleine Öffnungen in den Untergrund. Je nach Weg, den das Grundwasser nach oben nimmt, tritt es als normales Trinkwasser oder hochmineralisiertes Mineralwasser nach.
00:27:00: Das hängt von der Dauer ab, wie das Wasser im felsigen Untergrund verbringt. Es hängt davon ab, wie tief das Wasser in den Untergrund dringt. Und es hängt vom Druck und der Temperatur ab, die da unten herrschen. Und je nach Durchflossen dem Gestein, löst das Wasser Elemente wie Natrium, Calcium, Magnesium, Kalium, Eisen, Chlorid oder Sulfat aus dem Gestein und wird so angereichert. Gespeichert. Einige Scholar Quellen verbringen bis zu fünf Jahren im Untergrund. Lisana zum Beispiel. Andere wie Lucius.
00:27:31: Ganze 25 Jahre. Dazu, wie die Mineralwasserquellen entdeckt wurden, gibt es übrigens eine Sage. Also die Sage geht, dass die Mineralquellen von Scuol terras von einem Hirtenjungen gefunden wurden, der mit seiner Ziegenherde unterwegs war. Und die Ziegen haben dann geleckt und noch nicht gesehen. Ah, das ist ein besonderes Wasser, das ist die Sage.
00:28:00: Diesem besonderen Wasser widmet sich Sabina mit ihren Führungen. Sie bietet aber im Rahmen einer Komplementärtherapie auch Wassersprechstunden an. Sie ist zertifizierte Schweizer Wassersommelier und bietet Mineralwasser, Degustation und Seminare an und deswegen führt Sabine am Ende unserer Tour eine kleine Degustation mit uns durch. Probiert haben wir zwar schon. Das habt ihr ja gehört. Aber jetzt machen wir das Ganze noch mal so richtig professionell. Und wenn wir hier jetzt das Wasser aus dem Unterengadin trinken, die natürlich Mineralquellen, trinken wir das Unterengadin pur.
00:28:37: Wir setzen uns in einen prunkvollen Saal im Hotel Villa Post in Vulpera.
00:28:45: Toll. Da bin ich nicht ganz underdressed.
00:28:51: Du fühlst dich zu Hause. Sabina stellt ihr Gläser auf die weiße Tischdecke vor uns. Drei Gläser für drei verschiedene Mineralwässer. Eins für Trinkwasser. Zum Neutralisieren. Ich fange schon mal einzuschenken. Wir haben hier das Mineralwasser Nummer eins. Und das am besten ist. Ihr stellt die Gläser so in der Reihenfolge.
00:29:13: Na gut. Also einmal Wasser Nummer eins. Die Degustation findet in zwei Etappen statt. Etappe eins nur mit den Mineralwässern. Nummer zwei als Food Pairing für uns heute mit einem Schweizer Bergkäse. Um zu sehen, ob und wie das Mineralwasser das Geschmackserlebnis beeinflusst. Oh. Was Gebloggt? Was sagt uns das? Kohlensäure. Genau. Bei einer Degustation nutzt man seine fünf Sinne, erklärt uns Sabina.
00:29:44: Sehen, riechen, fühlen und schmecken. Und natürlich Stichwort Kohlensäure hören. Beim ersten Schluck, den wir jetzt nehmen, geht es um die Haptik, um das Mundgefühl. Wie fühlt es sich im Mund an?
00:29:59: Hat es Kohlensäure? Wir reden. Bei der Degustation hat es eine zarte Perlung, eine kräftige Perlung. Es ist dynamisch, spritzig. Fühlt es sich samtig weich an? Fühlt es sich erfrischend an? Ja, dann beim zweiten Schluck, da geht es um den Geschmack und den Ausklang. Wie schmeckt es im Gaumen? und da ist es dann möglich, die Mineralien wahrzunehmen, zu schmecken. Und dass ihr so nachspürt. Okay, ist es jetzt süß, sauer, salzig Ist es, blumig, leicht herb? Hat es fein säuerliche Anklänge, markante salzige Noten, blumige, salzige Noten, dezente Süße.
00:30:41: Gut. Lange Rede, kurzer Sinn. Wir fangen jetzt an zu degustieren. Also hören wir, ob es ploppt. Gucken wir an, wie es vom Glasrand hinab läuft. Je öliger es aussieht, desto stärker mineralisiert ist es. Wir riechen, fühlen im Mund und schmecken gut. Dann jetzt. Das riecht nach wie ein Stein. Was? Nicht komplett. Ja, genau. Genau. Das ist ein ganz wichtiger Beschrieb. Es riecht steinig.
00:31:13: Es kann auch metallisch riechen. Oder es kann. Da würde ich sagen, eindeutig Steinfan. Waren sehr schön. Schöne Steinnote. Ja.
00:31:25: Wie würdest du es beschreiben? Vom Mundgefühl. Samtig. Schön. Wunderbar. Genau. Es ist ein ganz samtiges Wasser. Ja.
00:31:38: Wie würdest du es beschreiben, Annalena? Hättest du auch einen warmen? Also, ich, wenn ich da so. Drauf. Gucke. Im Gegensatz zum Trinkwasser hat es ja eine ganz leichte. Ich weiß nicht, ob es eine feine Perlage ist. Aber so ein bisschen. Schmeckt man das. Ein bisschen was? Pamela? Genau. Eine ganz, ganz feine Perlage. Wie soll man das beschreiben? Ich soll ehrlich, aber wie? So ein bisschen belebt. Genau. Pelzig? Ja, So, so pelzig. Genau. So können wir ein Kalziumgehalt wahrnehmen.
00:32:12: Das ist auf jeden Fall anders als das vorherige. Es ist anders. Und jetzt die Sprache finden dafür. Das ist die Kunst. Lebendig. Sehr schön. Lebendig. Wunderbar. Manche Mineralwasserschmecken weniger intensiv, andere dafür umso mehr.
00:32:31: Annalena verdrehte. Das ganze. Gesicht. So ein bisschen zusammen. Ja. Im Mund. Mhm. Sie ist sehr intensiv. Und nachdem wir unsere Einschätzung abgegeben haben, löst Sabina irgendwann auf und erzählt uns mehr zu den Mineralwässern, die wir hier gerade degustiert haben. So, ich löse das jetzt mal auf. Wir haben das erste Mineralwasser, was wir degustiert haben. Das war die Calcina Tulai Mineralquelle.
00:33:04: Die hat eine Gesamtmineralisation von 1300 Milligramm pro Liter. Das liegt also so in dem Bereich, wie auch viele Mineralwässer kaufen können. Der Brunnen steht unten auf dem Dorfplatz in Scuol und die Leute, die ringsherum wohnen, trinken das wie Trinkwasser. Die holen sich das täglich und das könnte auch trinken wie Trinkwasser. Bei der zweiten, das ist die Carola Quelle, die wir ja eben auch besucht haben, wo ich auch schon was zu erzählt hatte. Eine Gesamt mineralisation von 1980 Milligramm.
00:33:36: Das ist also schon deutlich mehr. Das ist ein Energydrink. Das ist ein richtiger Energydrink. Das ist ein Powershot. Wenn wir jetzt zur letzten, die wir degustiert haben, die die Jana Quelle mit einer Gesamtmineralisation von 11.000 Milligramm pro Liter. Eine Wassersensation.
00:34:02: Ja, ihr Lieben, dann sind wir am Ende mit unserer Mineralwasser Degustation. Ganz vielen Dank.
00:34:10: Wir machen uns gut hydriert und mineralisiert auf, um unsere nächste Gesprächspartnerin zu treffen. Nachdem wir von Peter gelernt haben, wie die Engadiner wohnen und von Sabina gehört haben, was sie trinken, wollen wir nun mehr darüber erfahren, wie sie sprechen Auf Rätoromanisch oder einfach Romanisch nämlich?
00:34:41: Wir haben es ja vorhin schon erwähnt der Crashkurs von Peter in Romanisch, der war hilfreich.
00:34:50: Aber wir wollen mehr über diese Sprache erfahren, die eine der Schweizer Landessprachen ist und die hier im Unterengadin ganz aktiv gesprochen wird.
00:35:07: Claire ist ein Zug um ins Insulin circa 10:00. Es ist noch zu splines. Der Graf Urgent, eine uhr des Militärs, hat 14 QuellIskuits und nen Nina. 14:00. Ach, da wäre es anders.
00:35:33: Das ist Gianna Caro Nau. Ich bin hier. Im. Engadin aufgewachsen, in Scuol. Also ist Romanisch eine meiner ersten Sprachen. Die Muttersprache eigentlich, aber auch die Sprache der Umgebung. Und das, was sie da gerade vorgelesen hat, ist eines ihrer Gedichte auf Rätoromanisch bzw Romanisch. Das kann man synonym verwenden. Jana Donau ist nämlich Autorin. Sie schreibt Lyrik auf Romanisch und Deutsch und arbeitet bei der Lia Romania. Das ist die Dachorganisation aller Vereine, die sich für die romanische Sprache einsetzen.
00:36:06: Dort ist Gianna für die Kulturförderung verantwortlich. Wir treffen Gianna im Museum Stamina Strada im Ort Strada bei Scuol. Das Museum beherbergt eine Sammlung romanischer Druckkunst vom Ende des 17. Jahrhunderts. Bis Ende des 19. war hier eine Druckerei zu Hause. Romanisch stamparia. Das Museum ist übrigens auch ein altes Engadiner Haus. Man kann hier also auch die traditionelle Wohnkultur nachvollziehen. Ein guter Ort also, um mehr über die Geschichte der romanischen Sprache zu lernen.
00:36:41: Wir sitzen mit Gianna in der holzvertäfelten Stube. Das Romanisch ist wie alle anderen lateinischen Sprachen dadurch entstanden, dass die Römer dieses Gebiet erobert haben. Dieses Gebiet ist Graubünden, wo Romanisch auch heute noch aktiv gesprochen wird, unter anderem hier im Unterengadin. Das Latein der Soldaten damals habe sich also mit den Sprachen, die hier in Graubünden gesprochen wurden, vermischt, erklärt Giana. Das erste offizielle Dokument auf Romanisch.
00:37:13: Das ist ziemlich alt. Also im zehnte. Jahrhundert. Gab es die erste, das erste Zeugnis mit Tinte. Es hat irgendein Mönch, der Bibeln kopiert hat, hat ausprobiert, ob die Feder funktioniert und hat auf Romanisch so ein halber Satz geschrieben. Das nennt sich Würzburger Schriftversuch. Ende des 19. Jahrhunderts hatte der Kanton Graubünden in seiner Verfassung romanisch, dann als kantonale Landessprache festgeschrieben neben Italienisch und Deutsch. Und dann auch Anfang 20.
00:37:43: Jahrhundert wurde die Region germanisiert. Und dann, wie so als Gegenbewegung hat sich dann auch gleichzeitig wahrscheinlich die, die diese haben, einfach Personen, so die Gelehrten von hier gesagt. Nein, wir müssen unsere Sprache verteidigen und schützen. Das nennt man romanische Renaissance. Ungefähr dann haben sich erste Vereine gegründet, die das Ziel hatten, die Sprache zu schützen, erklärt Gönner.
00:38:14: So wie der Dachverein, der später dazukam, die Lia Romania. 1938 wurde Romanisch auch Schweizer Landessprache. Gianna sagt in einer Atmosphäre der geistigen Landesverteidigung mit Blick auf die Großmächte nebenan Italien und Deutschland, die Krieg führen wollten. Und die Schweiz hat sich gesagt, weil die Schweizer Sprachen sind ja deutsch, Französisch, Italienisch und Romanisch und Romanisch ist die einzige, die nur in der Schweiz gesprochen wird. Und das gab dann so eine Besinnung auf diesen Wert, diesen Schweizer Wert.
00:38:47: Wir sind weder Italiener noch Deutsche. Und aus diesem Grund wurde das in der Volksabstimmung mit fast 92 % angenommen. Das ist ein unglaubliches Resultat. Seitdem steht die romanische Sprache sozusagen unter Schutz. Ganz genau. Das ist, wenn ich mich nicht täusche, der Artikel 70, der festschreibt, dass die Romanische und italienische Sprache, die sozusagen die zwei Minderheitensprachen in der Schweiz sind, erhalten und gefördert werden sollen. Aber auch darüber hinaus bringt der Status Landessprache einige Vorgaben mit sich, die für den Erhalt natürlich erst mal von Vorteil sind.
00:39:25: Und das hat zur Folge, dass in romanischen Gemeinden oder zweisprachigen Gemeinden romanische oder zweisprachige Schulen geführt werden müssen. Die öffentliche Verwaltung muss auf Romanisch geführt werden oder zweisprachig.
00:39:41: Die Beschriftungen der Öffentlichen müssen zweisprachig sein. Sind sie nicht immer, aber müssen. Da können wir uns dann wehren. Und das hat zur Folge, dass sie einfach verankert ist, dass es nicht so einfach ist, sie juristisch politisch zu verdrängen. Trotzdem, sagt Gianna, ist das ganz so einfach nicht. Denn demografische Veränderung, also der Wegzug von Menschen, die Romanisch sprechen, und der Zuzug von denen, die es nicht tun, sind natürlich viel stärker, als das noch früher der Fall war. Ein wachsender Tourismus stärkt eher.
00:40:12: Deutsch und Englisch. Der Kanton muss in wichtigen Belangen zwar auf allen vier Sprachen kommunizieren, aber was genau sind denn wichtige Belange? Die Zahl der Menschen, die aktiv romanisch sprechen, die sinkt also. Wir sind so wenige, wir sind heute zwischen 45.000 und 60.000. Und deswegen setzt sich die Lia Romania für den Erhalt und die Förderung der Sprache über die Grenzen des Kantons Graubünden hinweg ein. Weil im Gesetz des Kantons ist festgelegt, dass das Geld, was da kommt, dass wir das im Kanton benutzen dürfen, weil das die da ist, das traditionelle Sprachgebiet.
00:40:48: Und da inzwischen etwa 50 % der sprechenden Romanisch Sprechenden nicht mehr in den angestammten Talschaften wohnen, ist es wichtig, dass wir, dass wir das auch außerhalb vom Kanton tun können oder auch schon in Graubünden außerhalb der Stammgebiete. Ein wichtiger Bereich ist hierfür der Bildungsbereich. Und das war ausserhalb Graubünden zwar das lange einfach die drei. Deutsch, Französisch, Italienisch. Und ab diesem Jahr ist es möglich, in den meisten Kantonen noch nicht überall, aber auch Romanisch zu wählen.
00:41:21: Und das ist schon sehr wichtig, dass einfach, das heißt, wenn man nicht da lebt, wo Romanisch gesprochen wird und gesprochen, wo die Schulen geführt werden müssen auf Romanisch oder zweisprachig, dass man die Sprache nicht gleich komplett verliert oder dass es keine Möglichkeit mehr gibt, diese zu lernen als als junge Person. Seit 2014 gibt es außerdem eine rätoromanische Schule in Zürich für Kinder romanische Eltern. Seit 2019 wird die Schule betrieben.
00:41:52: Jeden zweiten Mittwochnachmittag können Kinder vom Kindergartenalter bis in die Oberstufe hier lernen. Eine romanische Krippe gibt es in Zürich übrigens auch. Romanisch ist übrigens nicht gleich romanisch. Es gibt insgesamt fünf Idiome. Im romanischen Kontext versteht man unter Idiom eine verschriftlichte Sprache im Gegensatz zum Dialekt zum Beispiel, der ja keine standardisierte Schriftsprache ist. Alle fünf romanischen Idiome haben eine eigene Grammatik und Literatur.
00:42:23: Entstanden ist diese Sprachvielfalt, weil die Täler des Kantons früher stärker voneinander abgeschieden waren und es konfessionelle Unterschiede gab. So hat sich die Sprache ausdifferenziert. In Scuol spricht man vorwiegend Vallada. Und mitunter sind die einzelnen Idiome auch für romanisch Sprechende untereinander gar nicht so leicht zu verstehen.
00:42:46: Man muss sich wirklich ein bisschen damit auseinandersetzen und das ein bisschen lernen. Als ich angefangen habe, waren meine Vorgesetzten, alle haben so Silvan gesprochen, also außer sich selber im vorderen Gebiet. Und dann habe ich beschlossen, ich brauche das jetzt. Ich lese jetzt Literatur und schreibe mir Wörter raus und frag meinen Kollegen Andreas, weiß, was es bedeutet. Und das ist. Und dann kommst du so ein bisschen rein und merkst Aha, diese, diese Vokale werden da so verändert. Und das ist anders. Und dann kannst du diese Regeln anwenden und dann geht es schon.
00:43:16: Neben den fünf Idiomen gibt es auch eine weitere Variante die Standardsprache, sozusagen das Romanch Grischun. Und das ist auch die Amtssprache. Aber es gibt eine gemeinsame romanische Schriftsprache, die eben auch Amtssprache ist, das romanisch crissu. Für Gianna hat das Romanisch auch eine emotionale Bedeutung. Es ist eine auch einfach meine Sprache, wie eure deutsch ist. Und weil es aber eine Minderheitensprache ist und eine kleine Sprache, die sich immer im In, in der Gegenwart einer anderen befindet, immer ist es auch eine.
00:43:55: Ist es eine größere Sache? Irgendwie ja, vielleicht. Schön zu sagen je kleiner die Sprache, desto größer ist sie. Eine Sache. Die Sprache wäre dann viel mehr zu einem Identitätsmerkmal, findet Gianna. Ob es etwas gibt, das sie nur auf Romanisch, aber nicht auf Deutsch, Englisch, Italienisch oder Französisch ausdrücken kann, haben wir sie gefragt. Es gibt zu gewisse Wörter. Natürlich. Mehrsprachig sein heißt immer auch, die Welt auf mehr, auf mehr als eine Art und Weise zu verstehen und zu benennen und aber eben auch zu tun, zu erleben und dementsprechend zu handeln.
00:44:32: Also es gibt. Es gibt Wörter. Zum Beispiel Wir haben das Wort Bäder. Ein schönes Beispiel. Das heißt, man kann sagen.
00:44:42: Das heißt, ich habe mehr oder weniger, Ich habe Zeit für dich. Aber es ist mehr als Zeit. Es ist auch eine Ruhe und eine Muße und eine Entscheidung, mir Zeit zu nehmen für dich. Sonst sagst du einer Partei, das ist Zeit einfach. Und auch wenn wir zwei sie nicht verstehen, was für eine schön klingende Art und Weise, die Welt zu verstehen.
00:45:07: Wir setzen uns mit Jana in den Garten vor dem Museum, auf eine Bank im hohen Gras und mit Blick auf den Beginn und die Berge. Und bevor wir uns von Jana verabschieden, liest sie uns noch einmal vor. Eines ihrer Gedichte auf Romanisch.
00:45:27: River Basars Porta Porta. Meine Wahl zur Miss läuft super.
00:45:47: Bevor wir Jana getroffen haben, haben wir Peter und Sabina nach ihren Lieblingssorten und ihren Empfehlungen in Schule und Umgebung gefragt. Neben Dorfkern und Quellen war das für beide vor allem ein Ort der Schweizerische Nationalpark.
00:46:13: Um also neben der Architektur, der Kulinarik und der Kultur in und um Scuol auch die Natur der Gegend kennenzulernen, fahren wir dorthin.
00:46:28: Früh am Morgen geht es für uns los. Wir fahren von Scuol nach Zernitz. Hi. Guten Morgen. Jonas. Hi. Freut mich. Diese freundliche Begrüßung bekommen wir von Tamara Westermann. Ursprünglich aus der Innerschweiz. Habe Geografie studiert und arbeite seit fünf Jahren beim Schweizerischen Nationalpark in der Information. Wir treffen Tamara Estermann beim Nationalparkzentrum ins Netz. Dem wollen wir später auch noch einen Besuch abstatten.
00:47:00: Vorher aber besuchen wir den Nationalpark selbst. Wir fahren gemeinsam mit Tamara zu einem der Parkplätze im Nationalpark, den Ausgangs Orten für Wanderungen. Wir sind mit dem Auto unterwegs. Die Parkplätze sind aber genauso gut mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar. Leider quert die Passstrasse.
00:47:24: Die geht mitten durch den Nationalpark. Aber das ist halt auch praktisch. Ja, wenn ich da an die Ausgangsorte.
00:47:35: Der Schweizerische Nationalpark ist der größte Nationalpark der Schweiz. Und ich könnte noch viele weitere Superlative nennen, um ihn zu beschreiben, denn er ist der einzige seit 111 Jahren. Das macht ihn zum ältesten Nationalpark der Alpen. Der Park wurde 1914 gegründet. Gründer Park Gründer waren Naturforscher.
00:47:59: Es waren auch Biologen oder Biologe dabei und ein Einheimischer. Also konkret Carl Schröter. Stimmt es? Und ja, die, die Paul und Fritz Sarrazin. Heute umfasst der Schweizerische Nationalpark 170 Quadratkilometer und ungefähr 100 Kilometer. Wanderwege führen hindurch. Ein paar Kilometer davon lernen wir jetzt kennen. Tamara hat eine kurze Wanderung für uns geplant. Wahrscheinlich hört man es.
00:48:30: Als wir da sind, regnet es ein wenig. Ausnahmsweise. Versteht sich. Gut.
00:48:36: Heute auf. Unserer kleinen. Tour bewegen wir uns von P8. Zu sieben. Der Parkplatz acht.
00:48:46: Von hier. Diese Strecke nach. 950 Meter auf die Alb stapelt schon. Wir gehen da vielleicht ein kleines Stückchen hoch, um noch in diese Schlucht zu sehen. Und dann laufen wir wieder runter und kommen zurück zum Parkplatz. Bevor wir starten, erläutert Tamara uns die wichtigste aller Regeln hier im Nationalpark. Das Wichtigste ist Wir dürfen die Wege nicht verlassen. Auf dem Weg begegnet uns eine Schulklasse, die eine pädagogisch begleitete Tour durch den Nationalpark macht. Gar nicht so viel anders als wir eigentlich. Tamara erklärt uns nämlich an vielen Ecken des Nationalparks, was den so auszeichnet.
00:49:22: Der Schweizerische Nationalpark steht für echte Wildnis. Es gibt die sogenannte Internationale Naturschutzunion, die Reservate wie den Nationalpark in unterschiedliche Schutzklassen unterteilt. Der Schweizerische Nationalpark gehört zur Kategorie eins, also der höchsten. Er ist ein sogenanntes Wildnisgebiet. Die Verwilderung der Landschaft. Die ist für die Nationalparkgründer schon 1914 oberste Priorität. Im Nationalpark Park führe die Natur uneingeschränkte Regie.
00:49:56: So steht es auch heute noch auf der Website des Nationalparks. Jeder menschliche Einfluss soll im Nationalpark also minimiert werden. Tamara zeigt uns ein Beispiel Das Totholz, das überall im Wald rumliegt, durch den wir gerade laufen. Und ihr seht, das
00:50:14: ist eben auch diese Verwilderung, diese Rückentwicklung. Nach der Parkgründung, als man eben nichts mehr gemacht hat. Das nennt man
00:50:27: also diese Verwilderung wieder der Landschaft, wenn man sie nicht pflegt. Wenn man einfach nichts tut. Und ein grosses Zeichen sind diese, sind diese abgestorbenen Bäume. Die abgestorbenen Bäume sind besonders wichtig für Insekten und Käfer, aber auch für Mikroorganismen wie Pilze, die darin leben. Was macht man
00:50:50: normalerweise mit Wäldern? Man nutzt sie oder man schlägt sie. Man pflanzt wieder an! Und da bist du natürlich. Keine abgestorbenen Bäume. Denn die nutzt du für Möbel oder für den Hausbau. Und hier lassen wir die Bäume einfach so alt werden, wie sie alt werden und studieren oder forschen. Diesen Zyklus entlang des Weges halten wir nicht nur nach Bäumen und Pflanzen Ausschau, sondern auch nach Murmeltier.
00:51:22: Besonders dann, als wir nach einem kleinen Marsch auf einer Alp ankommen. Die Murmeltiere beobachtet Tamara hier nämlich regelmäßig. Danach müssen wir die Murmeltiere. Ah ja, das wäre toll. Wir blicken entlang der Fläche, immer auf der Suche, ob sich ein Murmeltier zwischen Steinen und Büschen regt oder ob eins von ihnen pfeift. Aber dann ist die Gefahr in Verzug, wenn die pfeifen. Ah ja. Das ist ein Wahnsinn. Das ist ein Fisch.
00:51:53: Es ist ein Warnruf. Da kommt jemand. Wobei? Sie sind sich ja so stark gewohnt. Die wissen ganz genau, dass ihr diese. Diese komischen Menschen nur auf den Wegen laufen.
00:52:08: Sie kennen das. Auf der Alp laufen wir weiter, bis wir an eine kleine Holzhütte gelangen. Man blickt auf die Berge, rundum das Gras und die Nadelbäume. Die sind auf dieser Alb auffällig klein. Und auch das hat damit zu tun, dass der Natur hier freien Lauf gelassen wird. Tamara erklärt uns. Dann kamen aber die Hirsche und sie kamen. Die Karnevalszeit geschützt ist. Kamen die, die, die wussten, wo hier das Schutzgebiet ist. Sie waren ziemlich clever. Und sie wussten, sagt Tamara, dass hier richtige Leckerbissen auf sie warten.
00:52:41: Frisches Gras zum Beispiel. Oder noch besser. Die Jungpflanzen. Die essen die Triebe. Wir brauchen mehr. Wie ein Rasen. Wir sagen immer die Bio und die Biorasenmäher sind in der Ausstellung gut, oder? Und die gehen eben auf diese Triebe von den Bäumen. Und was passiert mit der Pflanze, wenn das jedes Jahr radikal abgefressen wird? Die bleiben halt klein, die kommen gar nicht auf. Und die wachsen nicht mehr in die Breite, dann in die Höhe. Und irgendeinmal ist aber der Radius so breit, dieser Fichten oder vor allem Fichten, dass sie nicht mehr zum zentralen Trieb hinkommen.
00:53:21: Das heißt, stellt euch vor, die Bäume auf dieser Alp sehen viel mehr aus wie Pyramiden als klassische Nadelbäume. Und das Gras ist dank der Biorasenmäher immer ordentlich bearbeitet. Oder eher war. Denn die Hirsche, die bekamen vor kurzem Gesellschaft von ihm. Der Wolf. Der Wolf ist eingewandert in den Nationalpark. Und durch die Präsenz des Wolfes verändert sich natürlich noch mal vieles. Das gibt Dynamik. Das ist der Top Predator
00:53:54: und der frisst seine Hauptbeute. Oder Rothirsche und Gämsen und die Rothirsche werden dadurch mehr gestört. Die sind viel aufmerksamer, Die fressen hier weniger. Gerade auf so einer offenen Fläche. Seitdem kann man zum Beispiel beobachten, wie das eigentlich glattgemähte Gras wieder höher wird, weil die Hirsche hier nicht so ungestört fressen können wie früher. Das heißt, es ist relativ komplex, was da passiert. Und das höhere Gras.
00:54:24: Man kann sich auch fragen, wenn das höher wird, gibt es dann wieder mehr Kleinsäuger, also mehr Mäuse, die sich verstecken können? Das hat einen großen großen Einfluss. Aber damit nicht genug, denn auch das Bündner Wappentier gibt es hier im Park. In Italien Der König. Der hatte große Jagdgebiet, und da lebte der Steinbock noch. Man hat also nicht den Nationalpark, aber ein Zoo, ein Schweizer Zaun der Ostschweiz. Die haben die Tiere von diesem Jagdgebiet, vom König, vom italienischen Könige haben die geklaut.
00:54:55: Diese Steinböcke. Und im Zoo wurden die dann aufgezogen, gezüchtet. Und wir haben diese von diesem Zoo. Ja, die stammen aus dem Zoo. Und man kann sich. Vom italienischen König. Also gerettet, nicht geklaut,
00:55:12: also effektiv gestohlen Und über diesen Zoo. Und dann. Und dann hierher gelangt. Ja, ganz genau. Ja. Also, die sind. Die sind wieder hier. Die Steinböcke. Seit 19, 20. Und dann natürlich die Bartgeier. Und diese Bartgeier. Die sind ganz spannende Tiere. Die haben eine Flügelspannweite von fast drei Metern. Junge Bartgeier wurden 1991 im Park ausgesetzt, bewacht und gefüttert. Seitdem leben auch sie hier.
00:55:42: Und während die Jungtiere Fleisch fressen, ernähren sich die ausgewachsenen Vögel von Knochen. Das ist ganz speziell vom Knochenmark. Also, das heißt, sie jagen die Tiere nicht selbst. Also eine Gämse oder Hirschkuh oder so, sondern wenn ein Kadaver rumliegt. Wenn du ganz abstürzt oder ganz. Abstürzt oder heutzutage vom Wolf gerissen wird, gehen sie ans Kadaver, schnappen sich einen Knochen. Wenn der zu groß ist, fliegen die hoch und lassen ihn runterfallen, dass der zerkleinert wird, zum Teil noch und dann fressen sie ihn ganz komplett.
00:56:20: Sie schlucken ihn also. Sie können ja nicht nicht zerreißen, sondern sie schlucken ihn ganz. Und dann? Die Magensäure ist so stark, dass dieser Knochen zersetzt wird. Aber hier müssen wir uns und vor allem Tamara nun leider stoppen und euch bitten, die Flora und Fauna bei einem Besuch selbst nachzuvollziehen. Sonst erzählen wir hier noch eine ganze Weile. Wir laufen also von der Alp zurück durch den Wald in Richtung Parkplatz und haben mit unserem Murmeltierwunsch fast abgeschlossen.
00:56:52: Wenn wir jetzt ein Murmeltier verpassen würden, wär ich traurig,
00:56:55: dass sich. Plötzlich doch. Was. Tut.
00:57:00: Das könnte ich jetzt wirklich megaschön gucken. Hier kann man scharf sehen.
00:57:05: Das sieht auch.
00:57:13: Der einen Strauch sofort. Da ist es süß, wie es da sitzt. Ja, total
00:57:22: gut. Er sitzt da ganz entspannt auf seinem
00:57:27: Felsen, oder? Mission completed. Und doch noch ein kurzer Fun Fact von Tamara. Murmeltiere machen zwar Winterschlaf, wachen aber alle zwei Wochen auf, um ihr Geschäft zu verrichten. Der Satz Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier ist also mit Einschränkung einzusetzen. Vom Parkplatz aus machen wir uns zurück auf den Weg nach Zernitz, denn dort wartet das Nationalparkzentrum mit einer ganz besonderen Ausstellung auf uns. Denn das 111..
00:57:59: Jubiläum seit Gründung haben die NationalparkbetreiberInnen zum Anlass für eine Ausstellung genommen, die bis März 2027 läuft. Die Ausstellung heißt Immer Wilder. Sie zeigt anhand von Bildpaaren auf, was sich in mehr als einem Jahrhundert im Park verändert hat. Die Bildpaare zeigen ein und denselben Ort zweimal, einmal zu einem Zeitpunkt innerhalb der letzten drei Jahre und einmal vor ungefähr 111 Jahren. Wir wollten eben genau dieses Ding zeigen.
00:58:29: Die Basis sind Fotografien. Immer ist es eine historische Fotografie, die wir in Archiven suchen gegangen sind. Wir haben da viel Recherche betrieben und wir sind sehr glücklich, weil wir haben die Parkgründer. Wir haben die Forschenden, wir haben Reisende, wir haben lokale Fotografen, haben Park, Mitarbeitende, die alle Bilder gemacht haben. Und die Entwicklung? Die wird mit Blick auf die Dutzenden Aufnahmen deutlich. Aber ich glaube, das ist etwas vom wichtigsten.
00:59:01: Diese Zeitdauer, das ist, dass es enorm viel Zeit braucht, dass sich die Natur diese Zeit nimmt und dass die Natur eigentlich stark ist. Ich staune immer wieder Infrastrukturen, die brauchen permanente Pflege, damit wir sie nutzen können. Und die Natur? Die erneuert sich einfach selbst. Und die nimmt sich eigentlich, was sie was sie will. Vielleicht erinnert ihr euch noch an unsere Tour durch Zürich in der letzten Staffel. Eine der vielen Geschichten aus der Geschichte drehte sich um Konrad Röntgen.
00:59:34: Und der begegnet uns hier wieder. Da hat er eine kleine Ecke und wir sind sehr glücklich, dass wir auch originale Exponate von Röntgen zeigen können. Genauer gesagt Sein Hut. Sind viel zu teuer. Immer auf der Jagd getragen hat. Und seine Fotokünste. Die. Die älteste Bekannte kommt von ihm. Ja. Genau. Und? Und weil er Reisetagebuch geschrieben hat, wissen wir auch ganz genau, von wem das stammt. Vom 14. September 1895. Er hat
01:00:05: zwei Monate, nachdem er hier war, hat er die Röntgenstrahlen entdeckt. Den Röntgen, war als Hotelgast in der Region und als leidenschaftlicher Fotograf verantwortlich für die erste Fotografie des Nationalparks. Und wir stehen vor diesen Bildern, die Teil der Ausstellung sind. Tamara führt uns durch die Räume im Nationalpark Zentrum. Die Bilder, die wir hier zeigen, die verbinden wir mit unseren Resultaten aus der Langzeitforschung und verpacken das in Geschichten und zeigen das ihren Leuten.
01:00:39: Und wir setzen uns gemeinsam in eine ruhige Ecke zwischen Bildpaaren von Wald, Wiesen und Gewässern. Auf ihnen sieht man, was passiert, wenn Menschen nicht eingreifen. Der Nationalpark wird immer wilder. Aber die Einflüsse der menschengemachten Klimakrise sind natürlich auch im Park spürbar. Alleine die Temperatur, die sich da von 1917, als man die ersten Messungen gemacht hat bis 2022 ist die Durchschnittstemperatur um 1,1 Grad 1,9 Grad gestiegen.
01:01:12: Also allein, dass das das das ist jetzt über die Zeit eine große Veränderung.
01:01:22: Und mit dieser Temperaturveränderung bewegen sich auch die Tiere. Und die gehen bergwärts. Zum Beispiel Schnecke, eine Schnecke, die die gefleckte Schnecke, die 1920 Beforscht wurde. Die lebt heute bis 150 Meter weiter oben im Gebirge. Oder auch die Schneehasen. Die haben sich nach oben bewegt. Ihr Habitat wird kleiner. Oder die Berge, das Gebiet. Die Fläche wird kleiner, je weiter nach oben wir uns bewegen.
01:01:55: Ein anderes Beispiel ist die Schneedecke. Die geht früher weg, oder? Solche Dinge, erkennt man, erkennt man gut. Und sonst sind die Veränderungen schon langsam. Die Schnecke auch in 100 Jahren 150 Meter. Aber das muss man wirklich forschen, damit man das. Damit man das merkt. Die Forschung und die Arbeit im Nationalpark, das merkt man schnell, ist für Tamara mehr als ein Beruf. Bei der Frage nach ihrem Lieblingsort im schweizerischen Nationalpark kann sie sich nur sehr schwer für einen einzigen entscheiden.
01:02:28: Den Lieblingsort. Ich überall eigentlich gerne hin auf diesen 100 Kilometern Wanderweg. Besonders spannend finde sie es aber dort, wo man Tiere beobachten kann. Und wir haben vom Bartgeier gesprochen, den sieht man, den sieht man an vielen Orten. Man hat eigentlich fast Pech, wenn man keinen sieht. Und das macht es für mich aus. Der ist jetzt heimisch, der war ausgestorben. Und das ist auch eine Art Rivalität. Wir haben etwas nachgeholfen. Als Mensch da halt trotzdem. Aber der ist hier wieder heimisch.
01:03:00: Wir haben sechs Paare, fünf oder sechs Paare, die hier brüten, jährlich. Tamara erwähnt auch die Gämsen.
01:03:13: Das ist die Brunft. Die findet im November statt bei den Gämsen. Die rennen da, die Männchen, Die jagen sich die Hänge hoch. Das finde ich etwas vom Faszinierendsten hier im Park. Also im Winter sind die Wege geschlossen, wenn es Schnee hat. Sobald man die Wege nicht mehr sieht, schließen wir die Wege. Dann gehört der Park der Natur.
01:03:37: Und wenn wir Glück haben, gibt es im November noch keinen Schnee. Da kann man. Noch. Warten. Kann man sich dieses Spektakel ganz bewusst. Machen oder nicht?
01:03:54: Ja, das ist eine Freude. Es ist eine große Freude, weil ich würde zusammen mit dem Bus anreisen, mit dem. Mit dem öffentlichen Verkehr.
01:04:02: Man steigt man aus und man hat schon diesen wunderbaren Geruch, diesen Wald, Geruch in der Nase und vor allem, wenn die Sonne aufs Holz scheint, auf die Berge, auf die auf die Bäume und auch auf den Waldboden scheint, Das ist. Das ist unbeschreiblich gut. Du kennst ihn, aber diesen Geruch. Das ist wunderbar. Ja, es muss schön Wetter sein. Aber das haben wir ja meistens hier.
01:04:29: Und auch uns war es eine Freude. Wir öffnen und schließen noch ein paar Klappen mit Bildern von 1914 und 2025 und verabschieden uns von Bartgeier. Steinbock, Wolf, Murmeltier. Von Flüssen, Bergen und Wiesen und von Tamara. Und nachdem uns die Tour dieser Folge nun durch den Dorfkern von Scuol entlang unterschiedlicher Mineralwasserquellen der Geschichte der rätoromanischen Sprache und zum Schweizerischen Nationalpark geführt hat, beenden wir sie für den Moment und sagen.
01:05:04: Not
01:05:06: in Deutsch. Also gute Nacht, Schlaf gut und träum süß. Aber bevor wir alle die Augen zumachen und von Bartgeier träumen oder von Ziegen, die Mineralwasser trinken, noch ein ganz kurzer Hinweis. Inhalt auf unserer Rundreise Das Alpine Circle steht noch aus. Wir steigen aus in Pontresina. Was dort auf uns wartet, das hört ihr in zwei Wochen. Wenn euch dieser Podcast gefallen hat, dann bewertet ihn gerne und abonniert in. Dieser Podcast wurde produziert vom Studio ZX.
01:05:37: Im Auftrag von Graubünden Ferien. Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal. Tschau, Tschau!
01:05:47: Ein kurzer Hinweis noch Wenn ihr die Highlights des Alpine Circle selbst erleben wollt, dann könnt ihr das. Und zwar auf der Rundreise durch Graubünden von Zeit reisen. Den Link zur geführten Reise, den packen wir euch in die Shownotes.
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