S4E3 Gegenvorschläge: Alternative Kunst und Kultur in Zürich

Shownotes

Zürich? Mal anders! Wer Zürich besucht, kommt an den großen Kunst- und Kulturhäusern kaum vorbei. Am 2021 erweiterten Kunsthaus, am renommierten Theaterhaus, oder am berühmten Opernhaus am Sechseläuten-Platz. Aber die Schweizer Stadt beheimatet daneben eine alternative Szene für Musik-, Kunst- und Kulturbegeisterte. Und die wollen wir in dieser Folge entdecken. Neben einem Besuch des Kulturzentrums „Rote Fabrik“ am Zürichsee unternehmen wir einen Gang durch einen Off-Space, einen Raum, in dem nischige Kunst ausgestellt wird. Wir sprechen außerdem mit der Veranstalterin des ZURICH ART WEEKEND darüber, wie man die Verbindung zwischen großen Kunsthäuser und alternativ arbeitenden Künstler:innen schafft. Und schlendern mit zwei Ausstellungskuratorinnen durch Design-Gegenstände, die für alle konzipiert sind.


Weiterführende Links:

Die Rote Fabrik Zurich Art Weekend Zürich Art Space Guide Museum für Gestaltung in Zürich Design für Alle Zürich Tourismus

Quellen:

Dadaismus

Off-Spaces


Redaktion & Moderation: Anna-Lena Limpert Producing & Moderation: Jonas Ross


Dieser Podcast wird produziert vom Studio ZX in Zusammenarbeit mit Zürich Tourismus.

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00:00:05: Einmal mehr sind wir am Ufer eines Sees. Unser Blick streift links das Zentrum der Stadt Zürich. Rechts, weit entfernt. Am Horizont erheben sich die Berge.

00:00:19: Der Zürichsee schwappt mit sanften Wellen gegen das Ufer. Hier wird ein Segelboot flottgemacht. Da spazieren Menschen über die Stege und kleinen Anleger. Und um uns herum stehen rote Backsteingebäude. Ein Industrie Schornstein ragt zwischen großen Hallen in den Himmel.

00:00:40: Und vor einem der alten Gebäude sitzen Menschen in der Sonne und trinken Kaffee. Daneben sprüht eine Gruppe von Leuten in unterschiedlichen Farben verschiedenste Motive mit Spraydosen an die Wand. Etwas weiter hinten toben Kinder auf einem Spielplatz. Wir stehen vor der roten Fabrik in Zürich, genauer gesagt in Wollis hofen, direkt am Zürichsee.

00:01:06: Und auch wenn viele bunte Bilder die Wände des alten Fabrikgeländes zieren, leuchtet uns das namensgebende Backsteinrot von allen Seiten entgegen.

00:01:19: Die Rote Fabrik. Ist ein wundervolles Areal am Zürichsee, leicht ausserhalb des Stadtzentrums, aber sehr gut erreichbar. Es ist ein Tummelplatz für Kunst und Kulturschaffende, für Familien, Spazierengehende, für Menschen, die das Bedürfnis nach Austausch, nach Ruhe, nach Lärm haben.

00:01:49: Und auf dem Gelände geht es laut eigener Aussage vor allem um eines Kulturgenuss, der fernab vom Mainstream und kulturellem Einheitsbrei liegt. Und diesen Kulturgenuss, den suchen wir in der dritten und letzten Folge dieser Staffel von übern Berg. Wir sind auf der Suche nach dem alternativen Zürich. Auf der Suche nach den Seiten der Kunst, Kultur und Kommunikation, die manchmal hinter den großen Institutionen verborgen bleiben.

00:02:21: Und wir nehmen euch mit. Also ich, Jonas und ich, Anna.

00:03:00: Die Rote Fabrik war tatsächlich mal eine Fabrik, eine Seidenfabrik. Dann stand sie lange leer, dann war sie ein Mobilfunkzentrum, stand wieder leer. Dann kamen Kunstschaffende aus der Subkultur, aus der Offkultur auf die Idee, die leerstehenden Räume mit Ateliermomenten zu bespielen. Das ist Easy von Walter skirchen, und sie ist. Die Leiterin vom Club Büro.

00:03:31: Neben dem Klubbüro gibt es in der IG Rote Fabrik aber noch weitere sogenannte Programmbereiche. Es gibt das Musikbüro, welches für Livemusik Momente zuständig ist. Es gibt das Theaterbüro, Tanz und Theater werden dort gezeigt. Es gibt das Konzept Büro, welches den Fokus auf Diskurs und Film hat und zurzeit mein Büro, welches alternative Clubkultur fördert.

00:04:03: Während wir uns so auf dem Gelände der Roten Fabrik umschauen, können wir diese Vielseitigkeit, die sie beschreibt, mit eigenen Augen sehen.

00:04:14: Auch in den Gängen und Räumen ihres Klubbüros.

00:04:20: An den Betonwänden hängen Plakate von Konzerten, Bildern von Ausstellungen, Filmplakate und Aufrufe zu Aktionen, Demos und Partys. Die Räume des Klubbüros und die Administration der Roten Fabrik befinden sich mitten auf dem Gelände in einem der Backsteinhäuser. Und egal, wo man hinschaut, man sieht, dass hier in den alten Industriehallen seit vielen Jahren gefeiert, zusammen gegessen, gesungen, getanzt, geschauspielert, gespielt oder diskutiert wird.

00:04:52: Die Liste an Aktivitäten ist lang. In den 70er Jahren wurde sehr laut gefordert, dass die sogenannte Jugend ihre Räume frei und selbstorganisiert bespielen kann. Es wurde manifestiert, dass die gesamten Kulturgelder in die nur in die Hochkultur fließen. Und so kam es dann 1980 zu den sogenannten Opernhaus Krawallen.

00:05:24: Zürich hat gebrannt, Molotowcocktails und Gummischrot. Aus der Behördenrichtung, aber auch von jungen aktivistischen Mob. Als dann das alternative Jugendzentrum geschlossen wurde, musste natürlich ein neuer Freiraum her. Und da kam die Verwaltung und die Politik auf die Idee, dass es ja dieses Areal am See gibt. Die Rote Fabrik, die Leerstand und die wurde dann so quasi der Jugend als Freiraum überschrieben.

00:06:02: Und seit 40 Jahren bietet die Rote Fabrik allen Formen der Kunst und Kultur eine Heimat. Ja. Es kann grob gesagt werden, dass die Rote Fabrik ein Freiraum ist, der auch entsprechend inhaltlich sich frei manifestieren kann, der aber auch sogar dazu angehalten wird, dass hier experimentiert wird, dass hier Themen besprochen werden, welche sonst zu wenig Platz und Gehör bekommen.

00:06:32: Diesen Freiraum, diesen Platz zum Experimentieren, den musste man sich erstreiten. Die neue Nutzung des Geländes als Kulturzentrum wurde bereits in den frühen Siebzigern per Volksentscheid festgelegt. Aber die Politik machte keine Anstalten, Konzerte und Kulturveranstaltungen zu ermöglichen. Und so gründete sich 1980 80. Die Interessengemeinschaft Rote Fabrik, kurz IG Rote Fabrik. Und die Rote Fabrik ist aber gleichzeitig vor allem die IG Rote Fabrik, das Veranstaltungshaus, Das Mehrsparten Kulturhaus ist aber gleichzeitig auch eine Institution.

00:07:10: Seit den ersten Konzerten ohne behördliche Genehmigung vor 40 Jahren hat sich die IG Rote Fabrik stark professionalisiert. Seit 1980 ist sie als basisdemokratischer Verein organisiert und besteht aktuell aus über 300 Mitgliedern. Die vom Verein festangestellten Betriebs gruppenmitglieder führen das Kulturzentrum als Kollektiv. Seit Anfang dieses Jahres lebt unsere Struktur in einem sogenannten Kreismodell.

00:07:40: Wir haben einen Governancekreis. In diesem Governancekreis gibt es einen Personalkreis, einen Finanzkreis und dann einen Gesamtleitungskreis. Dieser Operative Teil der Institution steht gegenüber dem strategischen Moment, welches der Vorstandskreis ist. Der Vorstand repräsentiert in unserem Verein den Willen und arbeitet im Auftrag der Mitglieder. Dann gibt es noch die Kreise, die Programmbüros, welche dann schlussendlich für die Inhalte zuständig sind und.

00:08:17: Diese vielen Kulturschaffenden, die verantwortlich sind für das Programm und die tägliche Arbeit der Roten Fabrik, werden gefördert und geschützt. Die Rote Fabrik ist als Gebäudekomplex Denkmal geschützt und kann so nicht einfach verändert werden. Doch auch die Strukturen des Kulturvereins genießen eine besondere Stellung. Grundsätzlich ist es so, dass wir das große Glück haben, dass unsere Struktur finanziert ist. Die Löhne der Mitarbeitenden schaft ist quasi gesichert.

00:08:48: Wir haben einen Zinserlass, das heißt, wir können es uns tatsächlich leisten, dass der Inhalt bei uns vor der Gewinnabsicht steht. Außerdem wird die Rote Fabrik nicht nur geschätzt, sondern auch gefördert aus dem Grund, dass sie ein Ort des Experimentierens ist.

00:09:15: Und Einsatz bringt für uns das, was wir hier um uns herum sehen und das, was sie erzählt. Auf den Punkt Die Rote Fabrik ist nicht nur ein Ort des Experimentierens, sie ist vor allem. Ein Ort des des Gegenvorschlag, ein Ort der Nische und ein Ort der Partizipation.

00:09:46: Wir schlendern über das Gelände, vorbei an der Gastronomie, am See, an den Plakaten für kommende Veranstaltungen. Heute ist es hier eher ruhig. Kein Wunder unter der Woche am Morgen ist es selbst für die Kulturszene abseits des Mainstreams wohl nicht der typische Tag für Aktion. Doch das Gelände lebt eben auch von dieser gemütlichen Wohlfühlatmosphäre. Doch um zu verstehen, was hier so los sein kann, erzählt uns ISI von einem ganz typischen Rote Fabrik Tag.

00:10:21: Letzten Samstag hatte ich mal wieder so ein typisches Rote Fabrik Momentum. Das, was mich auf diesem Areal so wahnsinnig berührt. Es ist so offen zugänglich und so tatsächlich wirklich divers bespielt. Letzten Samstag lief im Innenhof ein Eine Bloc Party, ein Rave.

00:10:47: Es wurde tagsüber von sehr jungen Menschen sehr exzessiv zu hart. Tag gerafft.

00:11:03: Und vorne am See fand das Tango am See statt.

00:11:10: Und dort war eine ganz andere Generation mit Live Musikerinnen am Tanzen. Und das sind wundervolle Momente.

00:11:30: Es gibt aber auch die Geschichte von Patti Smith, die an der Seebühne vorne spielt und sie sich vorkommt, als ob Patti Smith für mich ein Privatkonzert spielen würde, weil ich ihr so nah sein durfte. Neben Patti Smith hat die Rote Fabrik übrigens schon einige große Namen auf ihren Bühnen gehabt. Und das Besondere, erzählt uns ISI, ist, dass die Rote Fabrik diese Namen schon oft auf ihren Plakaten hatte, ehe sie groß wurde.

00:12:05: Die Rote Fabrik, aber auch andere alternative Konzertklubs lassen Bands das erste Mal auftreten, gehen ein auf ein Booking Vorschlag von zum Beispiel Nirvana. Ganz früh auf Tour spielt dann hier in der Roten Fabrik. Kein Mensch kennt die Band. Und ein paar Jahre später explodiert und Nirvana spielt die riesengroßen Hallen.

00:12:36: Ihr Konzertangebot will die Rote Fabrik noch erweitern, und zwar mit einer neuen Aktionshalle. Große Konzerte, kleine Messen und für die Alternative Kulturszene ungewöhnlich viel Platz für Kunst, Theater, Party und Gegenvorschläge. Und wie schon in der Entstehungsgeschichte der Roten Fabrik selbst war der Weg zu dieser besonderen Veranstaltungshalle ein ziemlich langer, ziemlich beschwerlicher. Ein ganz wichtiges Moment wird sein, wenn ihm 2025 unsere große Veranstaltungshalle, die berühmte Aktionshalle, wieder eröffnet wird.

00:13:14: In der Aktionshalle hat es nämlich vor. Ich glaube, das waren zwölf Jahre gebrannt. Dann sollte sie eigentlich sofort wieder instand gesetzt werden. Es gab aber Klagen aus der Nachbarschaft. Diese Klage wurde dann bis ans Bundesgericht weitergezogen, wo dann zwölf Jahre später endlich der Staat der Eigentümerin des Areals Recht gegeben wurde, dass sie die Aktionshalle nach dem Brand wieder instand setzen darf und 2025 ist es dann soweit Wir haben eine neue, tolle, riesengroße Aktionshalle.

00:13:51: Die Rote Fabrik zeigt, wie alternative Kultur in Zürich einen ganz besonderen Platz einnimmt. Zwischen Förderung und Widerstand. In Zürich werden solche Vorschläge neugierig aufgenommen, sogar gefördert. Denn für sie reiht sich die Rote Fabrik in einen größeren Zürcher Kontext ein. Ich persönlich fühle mich sehr privilegiert, dass ich in einer Stadt wie Zürich nicht nur leben und erleben, sondern auch schaffen kann.

00:14:23: Das Zürcher Kultur und Freizeitangebot ist riesig und unheimlich divers. Es gibt. Für jedes Bedürfnis gibt es auf diesem kleinen Fleckchen Erde, dieser kleinen Großstadt. Es gibt für jeden Menschen für jeden Moment das richtige Angebot. Zürich ist grün, Zürich ist bunt, Zürich ist groß und Zürich ist klein.

00:14:57: Zürich ist wild.

00:15:05: Wir setzen uns noch eine Weile in die Sonne, schauen zwei älteren Männern dabei zu, wie sie mit ihrem Segelboot auf den Zürichsee hinausfahren, betrachten die Versuche an der Spraydose und schauen, wie einige Schritte weiter die ersten Vorbereitungen für das Abendprogramm getroffen werden. Ich persönlich sehe meinen Job als Leiterin des Büros ja ganz klar als Dienstleistungsjob. Ich bin hier keine Kuratorin, sondern ich bin eine, eine Serviceleistende. Ich arbeite eigentlich im Auftrag des Bedürfnisses von Mensch, welcher in Zürich lebt.

00:15:47: Zwischen Techno und Tango, zwischen Nirvana und Noname. Die Rote Fabrik bietet für jeden und jede etwas. Und es gibt auch den ganzen Tag etwas zu erleben. Ich empfehle sehr, schon den Weg in die Rote Fabrik als Erlebnis zu gestalten und ich empfehle diesen. Per Fuß oder per Fahrrad zu machen. Dem See entlang. Dann trudelt du hier auf dem Areal ein.

00:16:19: Am 12:00 hast bestimmt Hunger vom kurzen Weg. Und weil es so gut riecht, bestellst dir vorne am See im Restaurant Ziegelolack die berühmten Spaghetti. Entweder mit oder ohne Bolko. Und dann wird es Zeit für einen kleinen Sprung in den See und danach das erste Bier. Und dann fragst du dich rum, was denn heute gerade läuft. Ob im Theater schon um acht ein Stück losgeht oder in der Stadthalle grad eine Ausstellung geöffnet ist, oder ob du dich noch bis 10:00 gedulden musst.

00:17:00: Wenn dann im Klobraum das Konzert spielt oder um elf die Tür zum Partylokal aufgeht. Einen kleinen Teil dieses Rote Fabrik Erlebnis haben wir heute ebenfalls gehabt. Doch für uns geht es in die andere Richtung nicht mit dem Fahrrad zur Roten Fabrik, sondern zurück nach Zürich. Denn in der Stadt finden sich noch andere Beispiele für Menschen, Vereine und Organisationen, die Gegenvorschläge liefern wollen.

00:17:31: Das Stichwort der alternativen Kulturszene heißt, wie auch in der Roten Fabrik Selbstorganisation. Einen Gegenvorschlag liefern zum Etablierten, zum Mainstream, zu den Institutionen. Doch heisst Gegenvorschlag automatisch gegeneinander? Wir sind mit jemandem verabredet, die uns mehr über das Verhältnis des Mainstreams und der alternativen Kunstwelt erzählen kann. Um das alternative Zürich besser zu verstehen. Geht es für uns zurück. In die Innenstadt.

00:18:16: Und hier begegnen wir Charlotte von Stotzingen und die ist Französisch Belgierin. Bin eine sozial und kulturell Entrepreneur und habe mit den Jahren eine Expertise entwickelt im kulturellen Organisation. Und ich habe Kunstgeschichte studiert, Wissenschaft studiert und also von sehr früh auf eine enge Begegnung mit der schweizerische und die internationale Kunstszene. Wir treffen Charlotte vor dem Kunsthaus Zürich. Aus gutem Grund. Es ist das größte Kunstmuseum der Stadt.

00:18:47: Eine klassische Mainstreaminstitution. Kann man wohl sagen. Genauer gesagt stehen wir vor dem 2021 neu entstandenen Erweiterungsbau des Museums. Freut mich. Das freut mich, dass es geklappt hat.

00:19:03: Die Woche. Mit dem. Wochenende. Wir überqueren die Straße, betreten das alte Gebäude, das Kunsthaus.

00:19:14: Da kann man einfach gemütlich sitzen, finden wir. Nach dem Besuch bei der Roten Fabrik und der Suche nach Alternativen erscheint unser Treffpunkt auf den ersten Blick völlig daneben. Aber wieso er das nicht ist und warum die Institutionen, also der Mainstream und die alternative Kulturszene, zusammengehören, das erklärt Charlotte. Es gibt diesen Konflikt natürlich, und es gibt immer diesen Konflikt von Antikapitalismus und ein großes Kapitalismus. Aber das formt eben das Interessante. Und im Endeffekt? Zürich ist immer ein Raum gewesen, eigentlich von Kultur, einfach von den von reich an Leuten und unterschiedlichen Leuten und Ideen, die diese Stadt halt vereinigt hat.

00:19:56: Und das lebt immer noch heute. Und Charlotte arbeitet ganz praktisch am Zusammenspiel verschiedenster Strömungen, Organisationen und Kulturschaffende. Sie ist Initiatorin des Zurich Art Weekend und das war eigentlich. Von Anfang an eine kollektive Vision in der Stadt Zürich, vor der Basel die ganze Kunstszene zusammenzubringen, um hier eine Plattform zu gründen für Austausch und Entdeckung. Es ging uns wirklich, dass man über Kunst spricht und die Essenz von Kunst spricht, dass Professionellen sich hier begegnen können.

00:20:33: Also Künstler vor allem. Wir sind wirklich eine Künstler zentrierten Wochenende. Als wir Charlotte treffen, ist das Lyrik Art Week in 2024 gerade vorbei. Charlotte noch total im Kunst und Kulturrausch. Im Zentrum des Wochenendes steht die Begegnung. Kuratorinnen, Institutionen, Direktorinnen, Kunstschaffende, Kunstfördernde und das Publikum treffen aufeinander. Und zwar in einem besonderen Setting. 65 Vinyls oder Members. Die bilden ab.

00:21:04: Das ganze Ökosystem der Stadt, von Universitäten zu Offspace, Galerien, Museen, Sammlungen, Foundations und, und, und. Publishers. Dass man die zusammengebracht hätte, um auf einer Seite Ausstellungen, Soloausstellungen oder Multi Künstler Ausstellungen in der Stadt aufzumachen, aber nebenan ein wirkliches Programm an Events anbieten würde auch die breite Öffentlichkeit, damit man denen auch Zugang geben würde zu Das Beste der Produktion der Kunst, das.

00:21:36: Sie ard Art Weekend verteilt sich über die ganze Stadt. Teilweise finden Performances auf den Strassen statt. Es geht darum, die Kunst, die Kultur nicht zu einem abgeschlossenen und exklusiven Event zu machen, sondern um den Zugang für alle. Wir hatten deswegen dieses Jahr ungefähr 80 plus Ausstellungen und 150 Events wirklich gestaltet. In Kollaboration mit diesen ganzen News, in den Museen, in den Galerien, in den Offspace, in der Stadt, Artworks mit Kuratoren, Ausstellungsbesucher mit den Künstlern, Performances, Talks, aber auch Partys und alle die Events.

00:22:15: Das ganze Programm ist öffentlich zugänglich und und frei. Charlotte erzählt von den sogenannten Offspaces. Die sind ein Kernelement der alternativen Kulturszene in Zürich. Sie sind zwar kein Zürich exklusives Phänomen, doch in der Kulturszene der Stadt sind sie fest verankert. Jason Auf Space ist ein unabhängiges und aus einem Künstler oder Kuratoren geleitetes Raum. Oft sind sie non profit.

00:22:46: In der Stadt gibt es mehr als 100 davon. Das Kind ist der Seite, den man in Zürich weniger kennt. Wenn man sich in Zürich mit diesem Bahnhofstrasse, Paradeplatz und so, aber wenn man eben dieses Lack von der Stadt kratzt, dann kommt man an diese wirklich ganz die breite Kunstszene. Welche davon sind wirklich geleitet von Studenten, die aus der ZHDK, also der Zürcher Universität der Kunst, herkommen, manchen davon sogar Studienprojekte, Aber andere sind wirklich geleitet von hochkarätigen Kuratoren oder Künstler, die man kennt.

00:23:19: Und die Offspaces spielen auch beim Zurich Art Weekend eine große Rolle. Doch sie sind auch insgesamt ein Sinnbild für die Diversität der alternativen Kulturszene in Zürich. Diese Vielfalt auch und die Breite, diese diese Szene ist eine wichtige Komponente der Stadt und der und der Vibrationen der Kunst in Zürich. Und diese Vibration der Kunst in Zürich, die wurde, wie Charlotte vorhin schon erwähnt hat, auch immer durch die lebendige Counter culture geprägt. Counter Culture, also Gegenkultur, beschreibt nicht nur in der Kunst das Infragestellen von Normen oder das Aufbringen von neuen Utopien und Wertvorstellungen.

00:23:58: Die Achtundsechziger, Hippies, Punks. Vorsichtig gesagt, ist es vielleicht so etwas wie ein kultureller Gegenvorschlag, oftmals eben etwas vehementer vorgebracht. Und in der Zürcher Kunstgeschichte findet sich ein sehr prominentes Beispiel alternativer Kunstbewegung.

00:24:23: Die Zerstörung der festen Normen, das Ende allen Individualismus und die Vernichtung aller künstlerischer Ordnung. Im Jahre 1916 entsteht in Zürich der Dadaismus, der sich diese großen Ziele auf die Fahne seiner künstlerischen und literarischen Bewegung geschrieben hat.

00:24:46: Vielleicht erinnert ihr euch noch an das Haus von Lenin aus der ersten Folge dieser Staffel. Nur wenige Meter davon entfernt, in der Spiegelgasse eins, gründet Hugo Ball gegen Ende des Ersten Weltkriegs das Cabaret Voltaire. Was es war, um diese Bedeutung in diesem verdammten Tag bewegen. Ihren Ursprung hatte sie. Zwei Büchner, Lenin, Röntgen, der Terrorismus, alles auf einer Route. Ja, genau. Die Gesangs und Tanzabende, die hier stattfinden, werden mitunter als exzentrisch beschrieben.

00:25:22: Der rumänische Dichter Tristan Tzara zum Beispiel, der die Abende bald regelmäßig ergänzt, soll die Vorträge seiner Werke durch zusammenhangloses Schreien und Schluchzen Unterbrochen haben. In dem einen Jahr seines Bestehens hat das Cabaret Voltaire seine Besucherinnen immer wieder überrascht.

00:25:42: Oder vielmehr schockiert.

00:25:46: Was da in Zürich beginnt, wird bald auf die ganze Kunstwelt des Westens überspringen.

00:25:54: Die Dadaisten lehnten die politischen, moralischen und kulturellen Werte ihrer Zeit ab und nutzten die Bewegung als eine Form des Protests gegen Konventionen.

00:26:08: Der Dadaismus strebt in seinem Wesen nach Konzeptlosigkeit. Allerdings ist der Erste Weltkrieg ein zentrales Thema für die Dada Künstlerinnen.

00:26:22: Das Bestreben nach dem Bruch mit allen Konventionen schwappt auch nach New York über. Die ursprüngliche Bewegung aus Zürich lässt neue künstlerische Verfahren und Ausdrucksmittel entstehen. Zum Beispiel die Collage, die Fotomontage, das Readymade und die Objektmontage.

00:26:44: Zürich, angefangen zum Beispiel mit dem Dada Movement. Aber schon davor als protestantische Stadt

00:26:51: hat es wirklich auch als Idee eine Raum schaffen wollen oder ist immer ein Raum gewesen, eigentlich von Counter Culture, das heißt jetzt immer eine kleine Stadt, die sich nicht wie ein Dorf entwickelt hat und einfach von den von Herrn Reichert an Leuten und unterschiedlichen Leuten und Ideen, die diese Stadt halt vereinigt hat. Und das lebt immer noch heute. Also es gibt ein Total Counter Culture in Zürich, diese repräsentiert von der Szene Zürich als. Ausgangspunkt einer bald weltweit bekannten Counter Culture.

00:27:23: Die zentrale Rolle kultureller Bewegung der Stadt ist laut Charlotte von Stotzingen kein Zufall. Stadt Zürich war immer ein Epizentrum in der Schweiz. Für das ökonomische, für den Austausch aber gleichzeitig immer einen sehr hohen Ausbildungsniveau gehabt. Die Universität der Kunst, also die ZHDK, müsste nachschauen und nachchecken. Aber als sie gegründet worden ist, ist eine der ersten Universitäten Europa, die nicht nur Kunst als Fach hatte, sondern gleich Kunst mit Theater, mit Tanz, mit Musik, mit Kino, mit Grafikdesign, Design zusammengebracht hat.

00:27:55: Und deswegen gibt es diese Riesencampus, wo ganz viele, also der interdisziplinären Campus ist. Und das hat natürlich gebracht eine unglaubliche Szene. Also die aufs Bestehende konzentrieren Sie schon ein bisschen. In der Nähe der ZHDK ist die Stadt Zürich, weil sie im Zentrum der Wirtschaft eigentlich für die Schweiz war, gäbe es hier schon sehr früh eine sehr hoch angesehene Galerieszene in. Der Alternative zum Mainstream. In der Kulturszene abseits der Norm geht es auch immer um Sehnsucht.

00:28:28: Sehnsucht nach Veränderung. Sehnsucht nach etwas anderem. Sehnsucht, sich selbst zu finden. Oder auch die Sehnsucht nach etwas von außerhalb. Die gilt besonders in Zürich. Und die gilt besonders beim Unterschied zwischen institutioneller Kunst und Alternativer, die diese konterkariert. Ich glaube, der besonderen Aspekt Zürich und die Kultur in Zürich auch müssen nicht vergessen Wir sind ja ein Land von 8 Millionen Einwohnern ist wahnsinnig klein. Und deswegen? Die Schweizer selbst sind sehr orientiert nach dem Ausland.

00:28:59: Die reisen sehr gern. Die sprechen mindestens zwei Sprache, wenn nicht mehr. Einfach, weil man in einem Land mehreren Sprachen hat und mehrere Kulturen innerhalb des Land hat. Aber es ist auch eine Plattform für viele internationalen Leuten. Und in Zürich ist es eine extrem internationale Szene. Internationalisierung ist auch für Charlotte und die Zukunft des Zurich Art Weekends ein wichtiger Punkt. Das sei, erzählt sie, 1/3 großen Visionen für ihre Arbeit. In Zürich eine Plattform zu gründen und zu schaffen, damit internationalen Austausch passieren können zwischen Professionellen.

00:29:36: Ihre zweite Vision ist uns bereits in der Roten Fabrik begegnet, nämlich das Thema Demokratisierung. Der der Zugang zu Kunst und vor allem zeitgenössische Kunst. Und wir wollen die breite Öffentlichkeit nicht ein schlechtes Niveau anbieten, sondern das beste Niveau. Und deswegen können die zwei sich wahnsinnig gut zusammen kombinieren, weil eben alle Events sind offen und frei. Und zu guter Letzt ist Ihre dritte Vision Transdisziplinarität. Und um diese zweite Punkt, also der Demokratisierung der Zugang, fanden wir wirklich interessant und wichtig, dass die Kunst aus den Museum Mauer hinausgeht und deswegen sich in der Stadt präsentiert, damit die Leuten, die vielleicht aus der ganze Welt kommen und sich von A nach B bewegen werden, das Wochenende, weil natürlich, die müssen sich bewegen zwischen 65 Orten oder mehr.

00:30:24: Sogar in diesen Zeiten, wo es quasi nichts gibt, gibt es was. Und um den Leuten in Lokalen zu überraschen zu können, auf dem. Auf deren Weg heim. Und im nächsten Jahr, sagt sie, geht es wieder los mit dem Zurich Art Weekend. Und eines steht für Charlotte fest Wir. Wollen mehr und mehr. Jedes Jahr probieren wir immer neuen Formaten aus, immer mit der Idee Wie kann man eigentlich am besten die Leuten verbinden und wie kann man am besten in intime Zirkel eine eigene Familiarität schaffen? Es wird Zeit, sich von Charlotte zu verabschieden, denn einen letzten Stopp haben wir noch in dieser Folge.

00:31:03: Obwohl uns durch das Gespräch mit Charlotte klar wird Um die Offspaces in Zürich zu verstehen, müssten wir eigentlich einen besuchen. Und Charlotte spricht da eine Empfehlung aus. Zum Beispiel, wenn ihr heute Nachmittag vielleicht Andreas Marti kennenlernt. Eben aus seiner Perspektive wahrscheinlich. Und als Künstler, Als Offspacegründer, als auf Space Guide von Zürich Entwickler. Also verabschieden wir uns von Charlotte zumindest bis zum nächsten Weekend und machen uns auf den Weg zu einem Zwischenstopp bei einem der Offspaces.

00:31:36: Es geht zu Andreas Marti.

00:32:06: Und wie es sich für einen Offspace gehört, müssen wir den Eingang zum Atelier von Andreas ein wenig suchen. Ist wahrscheinlich.

00:32:15: Das Atelier von Andreas Marti ist eigentlich gar nicht so schwer zu finden. Wir sind auf der Suche nach Andreas Marti. Andreas Marti. Ja. Okay. Okay. Okay. Danke. Es ist zum Beispiel verzeichnet im Artspace Guide der Stadt. Auf dem ist die alternative Kulturszene buchstäblich größer als der Mainstream. Auf einer Karte der Stadt sind die Offspaces und selbstorganisierten Galerien und Kunsträume eingezeichnet. Die großen Sehenswürdigkeiten und Kulturhäuser sind nur kleine Buchstaben.

00:32:49: Beim Zurich Art Weekend hat Andreas Marti Besuchergruppen zu teilnehmenden Offspaces geführt und sein Atelier war auch Teil des Ganzen. Das ist richtig.

00:33:03: Nach längerer Suche im Treppenhaus betreten wir dann schließlich einen geräumigen Raum.

00:33:12: In der Mitte hängt eine große Installation. An den Wänden sind Bilder und Fotos. Super.

00:33:20: Hi Jonas. Jonas. Maria Dass es geklappt hat. Ja, wir sind im. Dienstgebäude des Dienstgebäudes, denn Kunstraum, ein unabhängiger Kunstraum. Der existiert seit 1908, also schon lange. Und ich habe mehr als 20 Ausstellungen gemacht, Zuerst in einem Dienstgebäude von der SBB. Und darum der Name. Und jetzt seit zehn, elf Jahren, zwölf Jahren bin ich da in der Binz. Andreas Marti hat den Artspace Guide ins Leben gerufen, zusammen mit zwei anderen Künstlerinnen.

00:33:55: Der Guide listet mittlerweile über 50 der auf Spaces in der gesamten Stadt mit Kontaktadresse, Öffnungszeiten usw. Den Guide gibt es kostenlos und auch Off Spaces können sich kostenlos auflisten lassen. Sie müssen sich einfach nur bei Andreas und Co melden. Das ist ein altes Gebäude aus den 40er 40er Jahren, ein früher Industriekomplex. Da wurden Druckmaschinen, also Offset Druckmaschinen Maschinen hergestellt. Da gibt es eine Säule. Das ist von Robert Mayer, dem Architekten.

00:34:30: Das ist ein historisches War geschützt. Wir machen eine Runde durch die Ausstellung. So wie es jetzt hier hing, war es auch beim Richard Weekend. Ja, genau, genau. Und Sie waren dann auch Teil davon. Ich habe mich mit der Ausstellung gar nicht so fest befestigt beschäftigt, weil ich eigentlich eine Führung durch die Spaces gemacht habe. Im Programm von Richard. Setzen. Wir uns kurz. Ja, genau.

00:34:54: Andreas führt uns durch eine Art Werkstatt in seinen Garten. Das klingt gut.

00:35:01: Ich weiß nicht. Ist es warm? Das ist nicht kalt. Der liegt vor dem Gebäude. Eine Tür gibt es allerdings nicht. Ah ja.

00:35:13: Cool.

00:35:15: Cool.

00:35:18: Und deshalb steigen wir kurzerhand mit ihm über einen Tisch. Durch das Fenster.

00:35:25: Das ist ja Hammer! Das ist ja genau meine Welt. Ach und klettern eine kleine Treppe hinunter in den Garten und setzen uns mit ihm zwischen Büschen, Bäumen und Blumen hin. Hm.

00:35:41: Das ist eine Schlange.

00:35:44: Oh.

00:35:47: Der Space Guide. Das ist eigentlich eine kleine Initiative von anglo französische. Eine Künstlerin, die aus Frankreich nach Zürich kam. Und sie kam auf mich zu, weil sie sich orientieren wollte in Zürich. Und die Idee hatte, man könnte das irgendwie erfassen, was da passiert. Und wir haben das. Das war schon lange auch ein Gedanke von mir, aber ich habe das natürlich nie angepackt. Und dann haben wir das zusammengepackt und haben das auf die Beine gestellt, dass wir wie so eine eine Situationsanalyse machen, Was ist wo aktiv? Denn Andreas kennt den Struggle noch aus seiner Zeit in London.

00:36:26: Dort wäre er immer mal wieder unterwegs gewesen, auf der Suche nach kleinen Ausstellungen und Kunst und öfter vor verschlossener Tür gestanden. Und er wolle das für Zürich zugänglicher machen, eine Adresse schaffen, an dem man sich orientieren kann, wenn man nicht nur Kunsthaus und Co besuchen möchte. Wenn man einen Gegenvorschlag möchte. Und so haben wir begonnen, das Jahr für Jahr zu erfassen. Da kam Patrizia mit zwei noch dazu und jetzt sind wir zu dritt und versuchen das eigentlich so ja weiterzuführen, weil das ist etwas historisch geworden oder so eine Recherchearbeit geworden, wo halt die Bewegung stattfindet.

00:37:05: Was verschiebt sich also? Ich war mit dem Dienstgebäude einer von sieben Räumen. 2008 und 2011 haben wir mit dem Guide begonnen, glaube ich. Und da waren schon irgendwie 25 20 oder so was. Und heute sind es 50 Projekte. Und das ist ja eigentlich ja wahnsinnig. Das ist wieder sehr aktiv aktive Szene. Mit dem Guide wollen Andreas und seine Kolleginnen dem künstlerischen Zürich abseits der institutionellen Kunst eine Bühne geben, erklärt er.

00:37:39: Und eigentlich geht es uns genau darum, dass vielleicht genau diese Leute, die dort hingehen und nur das kennen, denn das ist die Kunst, dass sie auch sehen, dass die Kunst eigentlich auch Wurzeln hat. Und das ist eigentlich das, was wir da haben. Also die Kunst passiert nicht einfach so, und sie landet im Kunsthaus und das sind Ateliers. Studios sind Offspaces, Ausstellungsräume, kuratierte Projekte. Da beginnt die Kunst und die Karriere. Genau deswegen wollen Andreas und die beiden anderen die unabhängigen Spaces mit ihrem Guide unterstützen.

00:38:13: Aber Andreas, den zieht es mittlerweile nach so vielen Jahren dann auch immer mal wieder weg aus Zürich. Ich mache ein. Kleines Projekt, aber das ist dann im Süden in. Im Tessin möchte ich ein kleines Projekt starten, aber ganz klein die Kunsthalle. Ja, okay, aber das ist noch etwas.

00:38:34: Mehr. Eine Idee, weit weg vom ganzen Kunstgeschehen. Das bin ich eigentlich. Das gibt mir mehr Freiheit und Ruhe. Wegziehen tut es Ihnen allerdings nie lange, denn Zürich ist definitiv sein Zuhause. Wahrscheinlich ist es das, wovor ich früher weggehen wollte in was Grösseres. Und ich schätze eigentlich diese, das Übersichtliche und diese wahnsinnige Vielfalt in diesem Kleinen. Und er verrät uns neben der Schwärmerei über die Stadt auch seinen Lieblingsort.

00:39:06: Ja, im Moment ist es schon mein Balkon. Das finde ich super.

00:39:15: Von seinem Balkon mag es ihn ab und an wegziehen. Ins Tessin zum Beispiel. Aber wir? Wir bleiben noch für einen wirklich letzten Stopp. Wir verabschieden uns von Andreas.

00:39:35: Und schauen hier nicht abseits der Norm, sondern besuchen zwei. Die versuchen, sie einfach neu zu definieren oder zumindest dazu anzuregen.

00:39:51: Sie liefern einen Gegenvorschlag. Wir sind im Museum für Gestaltung im Toni Areal zu Gast. Vielleicht erinnert ihr euch noch an Folge drei der letzten Zürich Staffel. Da haben wir den Direktor des Museums, Christian Brändle, hier auf dem Dach getroffen und sind dann mit ihm eine Runde Tram gefahren. Diesmal treffen wir aber Sarah Zeller. Ich bin Kuratorin hier am Museum für Gestaltung. Ich bin Kunst und Design, Historikerin und eben auch Kuratorin dieser Ausstellung. Und wir treffen sie. Mein Name ist Evelyn Steiner, ich bin Architektin und Kunsthistorikerin und Co Kuratorin dieser Ausstellung.

00:40:27: Wir sitzen mit Sarah und Evelyn auf großen Sitzkissen. Naja.

00:40:36: Eigentlich ist auch nicht schlimm. In einem großen, offen gestalteten Ausstellungsraum im Erdgeschoss des Museums. Und ganz genau gesagt, sitzen wir hier mitten in einem Gastbeitrag des Berliner Kollektivs fem.org. Sie haben für uns einen Verhandlungsraum geschaffen, und bei Ihnen geht es darum, dass Sie sagen Inklusion muss verhandelt werden ist eigentlich eine Art mündliche Praxis. Dann gibt es iPads, wo man ganz unterschiedliche Geschichten hören kann. Und die Idee ist, dass man wie Geschichten hören kann, verschiedene Perspektiven zuhören kann, die erzählen, wie es für sie ist, im öffentlichen Raum zu sein und zu agieren und damit auch die eigene Perspektive zu überdenken.

00:41:18: Neben uns ein LED Monitor, auf dem Gedanken und Fragen von Besucherinnen zu sehen sind. Die Fragen, die sie sich gestellt haben, als sie so wie wir hier saßen und über das nachgedacht haben, was sie in der Ausstellung gelernt und gesehen haben. Das sind zum Beispiel Geschirr, Schuhe, Pflaster, Bänke, sogar Toiletten. Die Gegenstände sollen anregen, um über das hier nachzudenken. Die Räume, in denen wir uns täglich bewegen, das, was die mit ihnen machen, ob die für uns so geeignet sind, dass sie für unsere Bedürfnisse so geeignet sind, wie wir das eigentlich benötigen würden oder eben nicht.

00:41:55: Es geht in der Ausstellung um Design für alle und Vielfalt als Norm. Der Fachbegriff lautet Universal Design. Wobei man heute vielmehr von inklusivem Design spricht, erklären die beiden. Universal Design wurde als Begriff 1985 geprägt vom Architekten Ronald Matzke Mais, der selber Rollstuhlnutzer war, und geht ein bisschen auf die Idee zurück, dass man eigentlich die Welt umgestalten sollte, dass sie eben für alle passt.

00:42:26: Also wirklich dieser universalistische Anspruch. Die Idee, dass man das man eigentlich die Welt passend machen könnte für alle. Und das ist eine Idee, die heute nicht mehr in dem Sinne so weiterverfolgt wird. In der Ausstellung haben Sarah und Evelyn also Gegenstände und Ideen zusammengetragen von Designerinnen, die es anders machen, die ihre Designs für alle oder zumindest möglichst viele Menschen entwerfen. Denn das sagen die beiden Sie glauben, dass eigentlich jeder Mensch im Alltag auf Barrieren stößt, die durch das Design von Dingen entstehen.

00:43:03: Das kennt auch Evelyn aus ihrem Alltag. Ich bin Mutter von Zwillingen und habe einen großen Zwillingswagen. Das heißt, ich komme nicht in jede Tram und jeden Bus rein. Und auf jeden Fall. Ich merke jetzt jede Schwäche viel, viel stärker. Aber nicht nur die Exponate der Ausstellung sollen inklusiv sein, auch die Ausstellung selbst. Wir haben auch spezifisch ein bisschen das Ausstellungsformat herausgefordert. Wie Wie bekannt ist, gibt es in den meisten musealen Räumen fast keine Sitzgelegenheiten, keine Bänke. Wir haben hier das eher so ein bisschen. Es war ein wichtiges Element der Schau, das ist ganz viele Möglichkeiten gibt, zu verweilen, zu sitzen.

00:43:37: Wir haben eine Ruheraum mit Büchern, wo man auch noch ein bisschen wie reflektieren kann über das Thema. Und ganz schwierig war natürlich, es ist ein sehr großes Thema, auch ein sehr theoretisches Thema. Und unsere Entscheidung war, dass wir möglichst wenig Text in der Ausstellung möchten. Und wenn es Text gibt, ist der auch in einfacher Sprache zu lesen. Außerdem können die Ausstellungstexte in unterschiedlichen Sprachen online heruntergeladen werden. Wir schauen uns, geführt von Sarah und Evelyn, um und die inklusiven Designs genauer an.

00:44:08: Bei dieser Ausstellung war es uns besonders wichtig, auch wirklich barrierefrei zu sein. Und. Haben, indem sie keine Wände und Bereiche, wo man in Hamburg kommen. Genau. Und wir haben diese diese Rampe als zentrales Element, die wir bestückt haben, wirklich mit der Idee zu zeigen, was. Was könnte inklusives Design denn eigentlich bedeuten? Und auch mit der Idee, dass die Objekte Fragen aufwerfen sollen, die andere besuchenden und haben dann eben so fünf wie so Pavillons hier, so an den Wänden entlang.

00:44:46: Also wir haben fünf Gastpositionen eingeladen, uns was zur Ausstellung beizutragen, weil wir auch eben schnell gemerkt haben, dass wir diese Ausstellung nicht nur selber bestücken wollen. Also wenn wir nicht alles selber bestimmen, was wir können, auch können. Es gibt zum Beispiel aktivistische Einzelstücke, unter anderem ein Stencil, das zeigt einen Rollstuhl Symbol mit Rollstuhlfahrer in aktiver statt passiver Pose. Gleichzeitig werden etablierte Produkte ausgestellt, die so auf dem Markt erhältlich sind.

00:45:17: Die Storys dahinter sind immer sehr spannend, weil hier zum Beispiel die Turnschuhe wurden entwickelt, basierend auf der Initiative eines Jungen, der Zentralparese hat und hat der Nike dann einen Brief geschrieben. Und es ging darum, dass es endlich mal Schuhe geben sollte, die alleine anziehen kann. Und dann hat sich das wieder als Produkt etabliert. Und den kaufen auch jetzt andere Menschen, vielleicht auch ältere, die einfach nicht so mit Schnürsenkel hantieren. Oder es gibt zum Beispiel auch. Schuhe in unterschiedlichen Hautfarben, wo man aber woran man aber früher nicht gedacht hat, das zu machen.

00:45:52: Wir haben auch Pflaster, beispielsweise in unterschiedlichen Hautfarben. Bis hin zu ganzen Räumen, zum Beispiel wie vorhin erwähnt, Toiletten. In der Ausstellung findet man einen Entwurf von Joel Sanders und seinem Studio Mixed Design aus New York. Der Name ist quasi Programm. Er möchte wie Räume Designen, die für ganz viele unterschiedliche Nutzerinnen und Nutzer zugänglich sind. Das ist jetzt ein spekulatives Projekt. Es ist eine Arbeit, die am Cooper Design Museum letztes Jahr gezeigt hat. Und da hat er die bestehende Toilettenanlage des Museums analysiert und quasi wie einen neuen Vorschlag gemacht, wie es eigentlich auch sein könnte, dass die Toilette mehr ist als Wellness.

00:46:30: Habe, wo man so eine Lounge hat, Rückzugsorte. Es gibt Räume für stillende Mütter, für Menschen, die ihre Füße waschen möchten im Rahmen einer religiösen Praxis. Also der hat wirklich an alles gedacht. Aber die Idee ist eben nicht alles separate Lösungen, sondern sie sind trotzdem vereint in einem gemeinsamen Raum. Wenn man das sieht, denkt man, jedes Museum müsste eigentlich eine Toilettenanlage haben. Genau. Während ihrer kuratorischen Tätigkeit für diese haben die beiden auch viel für andere Ausstellungen dazugelernt.

00:47:01: Erzählen Sie. Wir werden 2025 eine neue Dauerausstellung eröffnen. Und das ist natürlich eine super Gelegenheit, auch zu lernen, wo wir wirklich sagen können okay, hier haben wir mal die Diskussion aufs Tapet gebracht und können da wirklich mal rein und nehmen das auch sehr ernst, nehmen das jetzt eben mit in die Zukunft. Zum Beispiel glaube ich zum Ersten Mal gibt ist diese diese Bildschirme mit einem Menschen, der in Gebärdensprache gestikuliert. Das ist wie so eine Spur für Mensch. Vielleicht sind also alle Ausstellungen am Museum für Gestaltung künftig designed, für alle oder zumindest für viele oder viel mehr Menschen.

00:47:38: Wir werden sehen, denn wir kommen bestimmt wieder. Eine Installation, die man auch mit verschiedenen Sinnen erleben kann. Es gibt eine Sitzbank, wo der Sound fühlbar ist. Man kann sich da draufstellen, weil man über die Füsse tatsächlich am meisten erlebt. Man kann anfassen, man kann sich setzen. Man hört eben diese Musik, man kann Untertitel lesen, man hört aber auch die Stimme von James und kann so wirklich eintauchen. Und es geht um das Thema Nacht und wie Menschen mit Behinderungen mit diesem Thema Nacht umgehen.

00:48:23: Mit The Way out

00:48:27: ist das nicht ein.

00:48:30: Detail?

00:48:34: Wie Occupy?

00:48:37: Wall Street.

00:48:44: Hallo.

00:48:48: Unser Besuch der Ausstellung zeigt Nicht nur in der Kunst braucht es Gegenvorschläge. Auch in unserem Alltag.

00:48:57: Bei all den Dingen, die jeder und jede für sich als selbstverständlich definiert, lohnt es sich immer wieder, den Status quo zu hinterfragen und umzudenken. Und vom Tony Areal geht es zurück zum Zürichsee. Und wir schauen auf die Stadt, die uns bei unserem zweiten Besuch eine ganz andere Seite präsentiert hat.

00:49:19: Wer weiss, welche Seite wir erleben, wenn wir wieder zurückkommen.

00:49:25: Wenn es euch gefallen hat, dann lasst uns eine Bewertung da und abonniert den Podcast, um keine weitere Reise in die Schweiz zu verpassen. Und hört euch doch am besten auch unsere anderen Reisen nach Luzern, Bern oder unsere erste Tour durch Zürich an! Wir sagen Tschüss und bis zum nächsten Mal. Ciao. Dieser Podcast wird produziert vom Studio ZX in Zusammenarbeit mit Zürich Tourismus. An dieser Folge mitgewirkt haben Jonas Ross und Annalena Limpert.

00:50:32: Die.

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